«Wir besprechen die Grenzöffnung bald»
BERN. Bundesrat Alain Berset und Daniel Koch vom BAG stellten sich im Live-chat den Fragen der Leser und der Redaktion.
BERN. Über 4000 Leser-fragen sind eingegangen für Bundesrat Alain Berset und Daniel Koch vom BAG. Im exklusiven Interview sprechen die prominentesten Corona-bekämpfer der Schweiz über das Risiko von selbst gebastelten Masken, das Leiden der Gastronomie, mögliche Grenzöffnungen und darüber, dass T-shirts mit Bundesratsfotos eigentlich nicht erlaubt sind.
20M: Bundesrat Alain Berset, in der Krise sind Sie zu einer Art Landesvater geworden. Wie gefällt Ihnen diese Rolle?
Berset: Das ist eine Rolle, die man nicht allein ausfüllt. Es ist der gesamte Bundesrat, es sind die Kantone und viele weitere Akteure, die gemeinsam diese Krise meistern. Es verlangt viel Engagement – auch von der Bevölkerung. Es ist sehr vorbildlich, wie die Leute die Regeln umsetzen. 20M: Herr Koch, wenn Sie im Moment einkaufen gehen: mit oder ohne Maske?
Koch: Sicher ohne Maske. Das ist in den Läden nicht nötig. Masken sind ein Hilfsmittel für dort, wo man den 2Meterabstand nicht einhalten kann. Masken ersetzen nicht unsere Empfehlungen. Ich gehe selber einkaufen, aber nicht so oft, wie ich das gern möchte. 20M: Man sieht, dass die Leute wieder mehr rausgehen. Werden
wir nachlässig?
Koch: Dass die Leute rausgehen, hat keinen Einfluss, solange sie Abstand halten.
Solange wir so weitermachen wie jetzt, ist die Chance klein, dass die Ansteckungen wieder steigen. Küssen und Umarmen wird es auch mit den Lockerungen nicht geben. Das wird noch lange so sein. Susanne: Zählen Kinder zur 5-Personen-regel oder nicht? Berset: Wir wollen mit dem Ansammlungsverbot die Verbreitung des Virus bremsen. Dieses Verbot gilt weiterhin. Bei den Kindern rate ich zu
Pragmatismus und appelliere an die Eltern, dass diese selbst Abstand halten. Eine gute Nachricht ist: Wir haben keine Anzeichen, dass Kinder Treiber der Epidemie sind.
Edith: Wann öffnen die Grenzen? Berset: Solche Grenzschlies
«Wir haben keine Anzeichen, dass Kinder Treiber der Epidemie sind.» Daniel Koch Leiter Übertragbare Krankheiten BAG
sungen sind seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr passiert. Das hängt nicht allein von der Schweiz ab. Bundesrätin Karin Kellersutter ist mit anderen Ländern in Kontakt. Der Bundesrat bespricht die Grenzfrage bald.
Patrick: Wie sieht es bezüglich Öv-schutzkonzept aus?
Berset: Der Bundesrat gibt nicht für jede Situation Regeln vor. Die Branchen müssen selber Konzepte erstellen, wie sie Mitarbeiter und Kunden schützen. Zudem gilt noch immer: wann immer möglich zu Hause arbeiten.
Kathrin: Wieso soll man selber keine Masken machen?
Berset: Selbst gemachte Masken schützen weniger gut. Industriell gefertigte Stoffmasken sind vorzuziehen, denn Masken müssen gewisse Qualitätskriterien erfüllen. Schlechte und falsch angewendete Masken schaden mehr, als sie nützen, weil sie eine falsche Sicherheit vorgaukeln.
Reto: Was halten Sie von der
Theorie, dass das Virus aus einem Labor in China stammt? Koch: Solche Gerüchte gibt es immer … Ich sage immer, die
Natur ist noch viel schlauer als der Mensch. Das ist höchstwahrscheinlich ein natürliches Phänomen. 20M: Haben Sie wütende Rückmeldungen von Gastro-vertretern bekommen?
Berset: Nicht so viele. Ich habe viel Verständnis für deren Situation, die Restaurants leiden tatsächlich stark. Wir wissen
«Wir müssen Lösungen finden, damit Restaurants öffnen können.» Alain Berset Bundesrat und Vorsteher EDI
einfach nicht, wie sich die Situation weiterentwickelt. Wir müssen zusammen Lösungen finden, damit die Betriebe in naher Zukunft öffnen können. 20M: Eine St. Gallerin verkauft Berset-fan-t-shirts. Freuen Sie sich darüber?
Berset: An und für sich geht es nicht, ein Bundesratsbild zu verwenden. Es handelt sich um eine sympathische Aktion in dieser äusserst schwierigen Coronakrise, die Teil von deren Bewältigung ist. Wir drücken hierbei die Augen zu.