Lockdown-ende macht Lust auf Luxuskäufe
ZÜRICH. Lange Schlangen vor den Luxusläden: Zwei Konsumexperten erklären, wieso Konsumenten jetzt im Kaufrausch sind.
Anstehen bei Louis Vuitton, Gucci oder Bucherer: Vor den Luxusläden herrschte am Tag eins nach dem Lockdown Grossandrang. «Endlich wieder leben», so ein Kunde, der in der Zürcher Bahnhofstrasse auf Einkaufstour war. Das Shoppingerlebnis sei auch ein Ventil, um den angestauten Corona-frust abzubauen, so Konsum-psychologe Christian Fichter.
Die Öffnung vieler Läden hat gestern Morgen Menschenmassen in die Zürcher Bahnhofstrasse gelockt. Gerade vor Luxusshops bildeten sich lange Schlangen. Christian Fichter, Wirtschaftspsychologe mit Schwerpunkt Konsumforschung an der Kalaidos-fachhochschule, erklärt dieses Phänomen: «Viele Menschen befriedigen jetzt die Konsumwünsche, die sie während des Lockdown aufschieben mussten.» Auch Marta Kwiatkow
ski, Konsumforscherin am Gottlieb-duttweiler-institut, sagt: «Es herrscht eine grosse Anfangseuphorie, bei den Menschen hat sich einiges aufgestaut.» Gerade bei Luxusgütern gehört laut Fichter das Shoppingerlebnis dazu: «Hier ist der Online-anteil noch deutlich kleiner.» Dazu komme, dass die Menschen nach der «Lockdown-depression» auch ein wenig Übermut verspüren dürften: «Es ist Frühling, die Corona-prognosen sind gut, die Läden wieder offen – für einige ist Shopping ein Ventil, um den angestauten Frust abzubauen.»
Doch die Forscher sind überzeugt, dass auch viele ihr Konsumverhalten nachhaltig überdenken werden. Fichter: «Den Menschen wurde ein Spiegel vorgehalten: Brauche ich dieses Produkt wirklich? Investiere ich nicht lieber in ein Erlebnis statt in ein Statussymbol? Solche Fragen werden die Menschen sich vermehrt stellen.» Kwiatkowski: «Der Trend, regional einzukaufen, wird sicherlich davon profitieren.» Die Menschen hätten aber auch festgestellt, wie bequem es sei, Dinge online zu bestellen, was diesen Trend noch mehr beschleunigen werde.
«Ich hole mir bei Hermès Sandalen, die ich schon lange haben wollte. Aber ich shoppe nicht gerne online. Nachher gehts noch zu Valentino und zu Bottega.» Nadine (26)
«Meine Frau braucht fürs Homeoffice einen Monitor. Ich bin überrascht, wie viele Leute an der Bahnhofstrasse für Luxusgüter Schlange stehen.» Justin (45)
«Ich kaufe mir zu meinem 25. Geburtstag Ohrringe. Ich habe nur das Wichtigste online besorgt, jetzt habe ich Lust auf Shopping.» Vara (25)