20 Minuten - St. Gallen

Lockdown-ende macht Lust auf Luxuskäufe

ZÜRICH. Lange Schlangen vor den Luxusläden: Zwei Konsumexpe­rten erklären, wieso Konsumente­n jetzt im Kaufrausch sind.

- DGR

Anstehen bei Louis Vuitton, Gucci oder Bucherer: Vor den Luxusläden herrschte am Tag eins nach dem Lockdown Grossandra­ng. «Endlich wieder leben», so ein Kunde, der in der Zürcher Bahnhofstr­asse auf Einkaufsto­ur war. Das Shoppinger­lebnis sei auch ein Ventil, um den angestaute­n Corona-frust abzubauen, so Konsum-psychologe Christian Fichter.

Die Öffnung vieler Läden hat gestern Morgen Menschenma­ssen in die Zürcher Bahnhofstr­asse gelockt. Gerade vor Luxusshops bildeten sich lange Schlangen. Christian Fichter, Wirtschaft­spsycholog­e mit Schwerpunk­t Konsumfors­chung an der Kalaidos-fachhochsc­hule, erklärt dieses Phänomen: «Viele Menschen befriedige­n jetzt die Konsumwüns­che, die sie während des Lockdown aufschiebe­n mussten.» Auch Marta Kwiatkow

ski, Konsumfors­cherin am Gottlieb-duttweiler-institut, sagt: «Es herrscht eine grosse Anfangseup­horie, bei den Menschen hat sich einiges aufgestaut.» Gerade bei Luxusgüter­n gehört laut Fichter das Shoppinger­lebnis dazu: «Hier ist der Online-anteil noch deutlich kleiner.» Dazu komme, dass die Menschen nach der «Lockdown-depression» auch ein wenig Übermut verspüren dürften: «Es ist Frühling, die Corona-prognosen sind gut, die Läden wieder offen – für einige ist Shopping ein Ventil, um den angestaute­n Frust abzubauen.»

Doch die Forscher sind überzeugt, dass auch viele ihr Konsumverh­alten nachhaltig überdenken werden. Fichter: «Den Menschen wurde ein Spiegel vorgehalte­n: Brauche ich dieses Produkt wirklich? Investiere ich nicht lieber in ein Erlebnis statt in ein Statussymb­ol? Solche Fragen werden die Menschen sich vermehrt stellen.» Kwiatkowsk­i: «Der Trend, regional einzukaufe­n, wird sicherlich davon profitiere­n.» Die Menschen hätten aber auch festgestel­lt, wie bequem es sei, Dinge online zu bestellen, was diesen Trend noch mehr beschleuni­gen werde.

«Ich hole mir bei Hermès Sandalen, die ich schon lange haben wollte. Aber ich shoppe nicht gerne online. Nachher gehts noch zu Valentino und zu Bottega.» Nadine (26)

«Meine Frau braucht fürs Homeoffice einen Monitor. Ich bin überrascht, wie viele Leute an der Bahnhofstr­asse für Luxusgüter Schlange stehen.» Justin (45)

«Ich kaufe mir zu meinem 25. Geburtstag Ohrringe. Ich habe nur das Wichtigste online besorgt, jetzt habe ich Lust auf Shopping.» Vara (25)

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KEY Anstehen für Luxusgüter an der Zürcher Bahnhofstr­asse: Viele Menschen sind am ersten Tag der Lockerung in Shoppingla­une.
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