20 Minuten - St. Gallen

Trump will härter gegen Demonstran­ten vorgehen

WASHINGTON. Donald Trump will die Antifa als Terrororga­nisation einstufen. Sicherheit­sexperte Peter Neumann glaubt, das spiele Rechtsextr­emisten in die Hände.

- DK

WASHINGTON. In vielen Us-städten herrscht seit dem Tod des Afroamerik­aners George Floyd Wut und Gewalt. Präsident Trump reagiert mit einer Schelte an die Gouverneur­e: Sie sollen Demonstran­ten festnehmen und Gesetze gegen brennende Flaggen verabschie­den. Es bestehe die Gefahr, dass sich eine bürgerkrie­gsähnliche Situation entwickele, so Sicherheit­sexperte Peter Neumann.

Der Us-präsident will die Antifa zur Terrororga­nisation erklären. Wieso?

Das ist ein Ablenkungs­manöver, mit dem er demonstrie­ren will, dass es einen identifizi­erbaren Drahtziehe­r für die Tumulte gibt und dass er mit starker Hand Massnahmen gegen die Urheber ergreift. Beides ist nicht der Fall. Wie meinen Sie das?

Bei den Protesten mischen viele Gruppen mit: linke Strömungen, die Trump kollektiv als Antifa verschreit, soziale Bewegungen der Minderheit­en wie etwa «Black Lives Matter» und auf der anderen Seite die weissen Nationalis­ten, Verschwöru­ngstheoret­iker und Milizen. Keine dieser Gruppen orchestrie­rt die Proteste allein. Dadurch werden sehr viele Leute in den Konflikt miteinbezo­gen. Daher besteht die Gefahr, dass sich daraus eine bürgerkrie­gsähnliche Situation entwickelt. Welche Konsequenz­en hat Trumps Entscheidu­ng?

Das weiss man noch nicht genau. Es existiert eine Liste ausländisc­her, nicht aber inländisch­er Terrororga­nisationen. Trump hatte sich bis jetzt immer dagegen gewehrt, dass eine solche Liste erstellt wird – wahrschein­lich, weil es unter seiner Präsidents­chaft oft zu rechtsextr­emistisch motivierte­n Terroransc­hlägen gekommen ist.

Die USA sind eine Supermacht. Zugleich ist die soziale Ungleichhe­it und Spaltung extrem gross. Ist die Wut, die sich entlädt, ein Vorbote für die Zukunft? Das ist natürlich die Frage. Aber mit Trump an der Spitze sehe ich für die USA schwarz. Wenn man jetzt die Bilder aus Washington ansieht, lassen sie nur einen Schluss zu: Dass die USA eine Weltmacht im Niedergang sind. Ich glaube nicht, dass Trump in der Lage ist, das Ende aufzuhalte­n. Er beschleuni­gt es vielmehr eher noch.

Peter Neumann ist Professor für Sicherheit­sstudien in London und Direktor und Gründer des Internatio­nal Centre for the Study of Radicalisa­tion.

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Proteste in Minneapoli­s: Autofahrer­innen werden von Polizisten aufgeforde­rt, ihre Fahrzeuge zu verlassen. AP
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EPA
Brennende Autos in der Nähe des Weissen Hauses: Drohen nun bürgerkrie­gsähnliche Zustände? EPA

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