Oberste Polizistin warnt vor Hass auf Beamte
ZÜRICH. Auf Social Media werden Videos der Festnahme eines Teenagers mit den «Black Lives Matter»-protesten in Verbindung gebracht.
Bei einer Festnahme am Zürcher HB hat ein 14Jähriger von der Elfenbeinküste Beamte attackiert. Online werden Videos der Verhaftung mit den «Black Lives Matter»protesten in Verbindung gebracht. Laut der Präsidentin des Verbandes Schweizerischer Polizeibeamter dürfen Rassismusvorwürfe nicht dazu führen, dass die Polizei ihre Arbeit nicht mehr machen kann.
Mehrere Securitrans-mitarbeiter halten einen dunkelhäutigen Jungen fest. Einer hat den Betroffenen im Würgegriff, ein anderer fixiert ihn auf den Boden. Diese Szene, die sich gestern Morgen im Zürcher HB abspielte, wurde von Anwesenden gefilmt. Auf Snapchat und Instagram machen nun Videos und Fotos des Vorfalls die Runde. Mehrfach wird auf den Fall George Floyd angespielt, dessen Tod eine weltweite Rassismusdebatte ausgelöst hat.
Laut der Kapo Zürich handelt es sich beim Festgenommenen um einen 14-jährigen Ivorer. Um 6.15 Uhr sei es im Hauptbahnhof zu einer Auseinandersetzung zwischen dem 14-Jährigen und einem 18-jährigen Schweizer gekommen, in deren Folge der 14-Jährige seinem Kontrahenten gegen den Kopf geschlagen habe, wodurch dieser so schwer verletzt worden sei, dass er ins Spital habe gebracht werden müssen. Bei der Festnahme habe der Beschuldigte einen Securitrans-mitarbeiter in den Arm gebissen. Auf dem Polizeiposten habe er ausserdem einen Polizisten gebissen.
Dass der Beschuldigte Opfer eines rassistischen Übergriffs wurde, bezweifelt J.F.* (18). Der Angegriffene sei ein Kollege von ihr und wohne wie sie in Bern. Per Zufall habe sie ihn nach dem Ausgang getroffen. Sie habe ihre Tasche verloren und ihr Handy habe keinen Akku mehr gehabt. Weinend sei sie mit ihm im HB gestanden, als sich ihnen plötzlich der Beschuldigte genähert habe: «Er begann, mich anzumachen, während ich noch weinte.» Ihr Kollege habe dann deutlich gemacht, dass der Beschuldigte sie in Ruhe lassen solle. Dann sei die Situation eskaliert. Der angegriffene M. F.* sagt zu 20 Minuten: «Nach einer Kopfnuss und Fäusten strömte das Blut über mein Gesicht. Ich war einfach geschockt.» J. F. sagt: «Ich stehe voll und ganz hinter ‹Black Lives Matter›. Die Aktion am HB sollte jedoch kein falsches Bild vermitteln, weil es der Öffentlichkeit an Informationen fehlte. Solche falschen Social-media-posts und Informationen führen nur dazu, dass der Hass gegen Polizisten zunimmt.»
*Name der Redaktion bekannt