20 Minuten - St. Gallen

Versinkt Serbien jetzt im Corona-chaos?

BELGRAD. In der serbischen Stadt Novi Pazar breitet sich das Coronaviru­s rasant aus. Das Spital sei masslos überforder­t, berichten Schweiz-serben.

- BETTINA ZANNI

Steigende Fallzahlen, zu wenig Betten und krankes Personal: In der serbischen Stadt Novi Pazar breitet sich das Coronaviru­s rasant aus. Das Spital sei masslos überforder­t, sagen Schweiz-serben. Sie berichten von schrecklic­hen Zuständen. Laut dem serbischen Botschafte­r ist die Lage angespannt, aber unter Kontrolle. Wenn nötig, ergreife man Massnahmen.

Seit einigen Tagen liegen die Ansteckung­szahlen in Serbien im dreistelli­gen Bereich. Gestern vermeldete die Regierung 276 neue Fälle. Mehrere Leser-reporter erwähnen vor allem die Stadt Novi Pazar, die sich im Südwesten des Landes befindet, als neuen Corona-hotspot. Auf Social Media kursieren Fotos und Videos von Patienten, die in den Gängen des Spitals oder sogar auf dem Boden liegen müssen. Auch machen Fotos von Anschlagbr­ettern voller Todesanzei­gen von Corona-patienten die Runde. Die Authentizi­tät der Bilder ist nicht bestätigt.

«Es herrscht Chaos. Die Infektions­zahlen steigen täglich, und die Zustände in den Spitälern sind desolat», sagt Leser-reporter B. B.* (24). Seine Grosstante und sein Onkel seien an Corona erkrankt und letzte Woche verstorben. «Die Ärzte meldeten uns ihren Tod erst Stunden später mit der Begründung, sie hätten nichts mehr tun können, weil sie so viele Patienten und Tote hätten.» Beunruhige­nde Nachrichte­n erhält auch A.C.* (22) aus Bochum (D) von ihren Cousinen, die in Novi Pazar als Pflegefach­frauen arbeiten. «Sie haben nur wenige Mittel, um sich selbst vor dem Virus zu schützen», sagt sie. Es fehle an Masken und Desinfekti­onsmittel. «Einige Krankensch­western betreten das Zimmer von Patienten deshalb teilweise nicht mehr.»

Laut Goran Bradic, serbischer Botschafte­r in der Schweiz, ist die Lage unter anderem in Novi Pazar, Kragujevac, Užice und Vranje «angespannt, aber unter Kontrolle». Laut dem Botschafte­r stellte die Premiermin­isterin anlässlich ihres Besuchs in Novi Pazar klar, dass viele Corona-patienten zu spät zum Arzt gegangen seien. Dass in Serbien täglich mehrere Leute an Corona sterben, bezeichnet Bradic als «Fake News».

*Name der Redaktion bekannt

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LESER-REPORTER Bilder aus dem Spital von Novi Pazar machen im Netz die Runde. Die Echtheit ist nicht bestätigt.
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A.C. und B.B. sorgen sich um ihre Verwandten in Novi Pazar.
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