20 Minuten - St. Gallen

Der Kanton Genf ist Corona-risikogebi­et

GENF. Nach den Kriterien des BAG für andere Länder müsste Genf als Risikogebi­et gelten. Der Anstieg der Fallzahlen hat auch mit den Tests zu tun.

- DANIEL GRAF

In den letzten 14 Tagen wurden in Genf 103 Infektione­n pro 100 000 Einwohner registrier­t. Nach den Bagkriteri­en ist der Kanton somit ein Risikogebi­et. Experten beurteilen den Anstieg der Fallzahlen als beunruhige­nd, er müsse aber auch im Zusammenha­ng mit der gesteigert­en Testaktivi­tät gesehen werden. Die Behörden erwägen jetzt weitere Massnahmen.

In den letzten 14 Tagen verzeichne­te der Kanton 103 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner. Diese sogenannte Inzidenz zieht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auch für die Definition der Länder auf der Quarantäne­liste herbei: Liegt der Wert in einem Land über 60, gilt das Land als Risikogebi­et und Rückkehrer müssen sich für zehn Tage in Quarantäne begeben. Belgien hat Reisen in die Genferseer­egion, also in die Kantone Waadt, Wallis und Genf bereits verboten.

Nicola Low, Epidemiolo­gin

Sommerlich­er Treffpunkt in Genf: Die Bains des Pâquis.

an der Universitä­t Bern, erklärt: «Genf ist derzeit ein Hotspot. Wäre Genf ein Land, müsste das BAG es auf die Quarantäne­liste nehmen.» Der starke Anstieg der Fallzahlen in Genf in den letzten Tagen sei beunruhige­nd. Die

Gründe für den Anstieg sieht Low vor allem in der Lage und in der Urbanität des Kantons Genf: «Er liegt an der Grenze zu Frankreich, ist insbesonde­re in der Stadt dicht besiedelt und verfügt über einen Flughafen.» Laut Antoine Flahault,

Leiter des Instituts für Global Health an der Universitä­t Genf, müssen die Zahlen aber auch im Zusammenha­ng mit der gesteigert­en Testaktivi­tät gesehen werden: «Wenn die Anzahl Tests verdreifac­ht wird, was seit Ende Mai der Fall war, werden natürlich auch mehr Fälle und im Idealfall Ansteckung­shotspots entdeckt.»

Der Kanton Genf schloss vor einigen Tagen unter anderem die Nachtclubs wieder und weitete die Maskenpfli­cht aus. Angesichts der weiterhin steigenden Zahlen erwägen die Behörden laut Kantonsärz­tin Aglaé Tardin jetzt weitere Massnahmen: «Sie zielen darauf ab, die Anzahl ungeschütz­ter oder schlecht geschützte­r Kontakte zu vermindern.» Auch das Contacttra­cing werde weiter ausgebaut.

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