Wollte Erdogan von der Leyen kränken?
ZÜRICH. War das alles von Erdogan gewollt? Ein Experte analysiert für 20 Minuten das «Sofagate».
KONTROVERS Eu-kommissionschefin Ursula von der Leyen reagiert beim Auftakt des Treffens mit Recep Tayyip Erdogan mit «ähm», als sich der türkische Präsident und Eu-ratspräsident Charles Michel in zwei nebeneinanderstehende Sessel setzen. Von der Leyen muss in beträchtlichem Abstand auf einem Sofa Platz nehmen. Diese Videoszenen sorgen für heftige Kritik. Ist daraus wirklich eine gewollte Herabsetzung von der Leyens herauszulesen? Ja, so Profiler, Verhandlungsberater und Geheimdienstanalyst Mark T. Hofmann, als er sich das Video auf die Körpersprache der drei Anwesenden anschaut.
Laut Hofmann ist jemandem die Hand nicht zu geben das höchste Symbol der Verachtung. Auch Abstand zu halten sei ein Signal von Distanz oder Abweisung. Doch selbst in Corona-zeiten, in denen Abstand geboten ist, war das für den Experten keine Sicherheitsmassnahme: «Auf diesem Level der Spitzenpolitik wird nichts dem Zufall überlassen.» Vielmehr werde hier mit Symbolen kommuniziert und Macht und Status ausgedrückt – und «keinen Stuhl bereitzustellen, ist in diesem Kontext ein klares Symbol». Hofmann: «Das war ja nichts Spontanes, sondern ein Affront mit Vorbereitung. Frau von der Leyen ist sichtlich irritiert, ihre Reaktion wirkt unvorbereitet und verlegen.» Entsprechend sei auch klar, dass die Anwesenden bei dem Treffen nicht auf Augenhöhe sprechen konnten.
Doch was hätte von der Leyen noch tun können? Hofmann hat einen radikalen Vorschlag: «Sich danebenstellen und herunterschauen. Frei nach dem Motto: ‹Wenn ich keinen Stuhl bekomme, dann stehe ich eben und schaue herab.›»