«Als ein 18-Jähriger starb, war es hart»
Anita Egger engagiert sich freiwillig im Hospizdienst. Sie erzählt, was sie schon erlebt hat.
«Wir hatten damals kaum Zeit, um uns um die Sterbenden zu kümmern», sagt Anita Egger. Sie arbeitete lange Zeit als Pflegefachfrau und ist inzwischen pensioniert. Diese Erfahrung motivierte Egger, den Hospizdienst anzutreten, wie sie sagt. In diesem unterstützt sie Personen, die kurz vor dem Tod stehen, und deren Angehörige: «Es ist wichtig, dass jemand da ist, dass jemand die Hand hält, wenn die Lebenskraft nachlässt und der Tod naht.»
Egger ist seit 2017 im Hospizdienst engagiert. Dort begleiten Freiwillige Schwerkranke und Sterbende während ihrer letzten Lebensphase – zu Hause, im Heim, im Hospiz oder im Spital. «Die Patienten sind zufrieden, wenn man da ist, mit ihnen spricht und sie beruhigt in der schweren Zeit», so Egger.
Ein Fall ist Egger besonders in Erinnerung geblieben: ein junger Mann in der Lehre mit einem Hirntumor. «Ich war dreimal bei ihm auf der Palliativstation im Einsatz.» Es hingen Bilder vom Surfen an der Wand, er stand mitten im Leben und wollte noch seine Lehre zu Ende machen, wie sie erzählt. Der Tumor habe jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht: Laut Egger kam er ins Hospiz und eine Woche später starb er. «Das war wirklich hart für mich», sagt sie über ihre Erfahrung mit dem Tod eines 18-Jährigen. Selbstverständlich
sei es immer traurig, wenn jemand sterbe. «Aber wenn jemand, so wie der junge Mann, noch am Anfang des Lebens steht, noch so lebensfroh ist, nicht loslassen kann, ist das besonders tragisch.»
Selbst hat Egger keine Angst vor dem Tod. «Der Tod gehört zum Leben dazu. Was nach dem Tod passiert, da hat jeder seine eigene Antwort.» Ihr Eindruck sei: Wer sich schon früh im Leben die Frage gestellt habe, was wirklich wichtig im Leben sei, und eine gute Beziehung zu seinen Mitmenschen pflege, könne oft mit dem nahenden Tod gut umgehen.
Wer sich wie Egger beim Hospizdienst in St. Gallen engagieren will, kann sich unter Hospiz-dienst-sg.ch melden. Es werden immer wieder Freiwillige gesucht.