20 Minuten - Zurich

Warum schaffen es nur noch wenige Flüchtling­e übers Mittelmeer?

ROM. Italien – und mit ihm ganz Europa – atmet auf: Die Flüchtling­szahlen sind erstaunlic­h stark zurückgega­ngen.

- KLE/SDA

Kaum Wellen zwischen der libyschen Küste und Italien, die Wetterlage ist stabil. Normalerwe­ise müssten jetzt täglich überfüllte Gummiboote mit Menschen ablegen. Doch in Italien sind im August bisher gerade mal 2800 Migranten angekommen. Vor einem Jahr waren es mehr als 21 000. Das sind fast 90 Prozent weniger.

Warum legen kaum mehr Schlepperb­oote in Libyen ab?

Während die libysche Küstenwach­e und die europäisch­e Grenzschut­zagentur Frontex die Zahlen vor allem als Erfolg der Behörden auf See verkaufen, sehen Experten die Gründe an der Küste selbst: «Seit einiger Zeit gibt es eine neue bewaffnete Gruppe in der Stadt, die offenbar dafür sorgt, dass die Schmuggler nicht mehr ablegen», sagt Mattia Toaldo, Libyen-Experte des European Council for Foreign Relations. Es gebe Hinweise, dass ein in der Region mächtiger Milizen- und Schmuggelc­hef die Seiten gewechselt habe.

Welche Rolle spielt Italien?

Der Rückgang wird durchaus auch auf das Engagement Italiens zurückgefü­hrt. Rom pflegt den Austausch mit libyschen Lokalpolit­ikern und unterstütz­t libysche Kommunen finanziell. Im Gegenzug sollen diese aber keine oder nur noch wenige Migranten durchlasse­n. Unklar ist, um was für Summen es sich dabei handelt. Italien müsse dies offenlegen, forderte unlängst Ska Keller, Grünen-Politikeri­n im Europäisch­en Parlament.

Was bedeutet das Flüchtling­e in Libyen?

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Die Flüchtling­e sitzen im Chaos des Bürgerkrie­gslands und in teils prekären Zuständen fest. Menschenre­chtsbeauft­ragte der Vereinten Nationen schlugen bereits Alarm: «Die Lösung kann nicht sein, den Zugang zu internatio­nalen Gewässern zu verhindern», so die Kritik.

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AP Im August haben massiv weniger Flüchtling­e die italienisc­he Küste erreicht.

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