20 Minuten - Zurich

Ist es in der 2. Klasse zu voll zum Arbeiten?

BERN. Parlamenta­rier dürfen weiterhin in der 1. Klasse reisen. Ein Grund: Sonst wären die 2.-KlasseWage­n noch überfüllte­r.

- THE PASCAL MICHEL

Parlamenta­rier wollen nicht auf ihr 1.-KlasseGA verzichten. Sie würden im Zug arbeiten, das sei in der 2. Klasse wegen der dichten Belegung und des Lärms schwierig, begründen sie ihr Nein. «Auch in der 2. Klasse gibt es Leute, die arbeiten», kontert ein 20-Minuten-Leser. Nationalrä­tin Irène Kälin (Grüne) ergänzt: «Sie tun das allen Widrigkeit­en zum Trotz auch in der 2. Klasse.»

Die Bundespoli­tiker können ihr kostenlose­s 1.-Klasse-GA behalten: Eine Motion von Irène Kälin (Grüne), mit der sie das Abo nur noch für die 2. Klasse vergüten wollte, scheiterte gestern im Nationalra­t mit 141 Nein- zu 31 Ja-Stimmen. Die Mehrheit folgte der Argumentat­ion des Parlaments­büros. Dieses betonte, dass «es in der 2. Klasse wegen der dichteren Belegung und des höheren Lärmpegels schwierige­r ist, zu arbeiten».

Der Entscheid sorgt bei den 20-Minuten-Lesern für rote Köpfe: «Auch in der 2. Klasse gibt es Leute, die arbeiten», schreibt etwa I. Kaufmann. Auch Kälin sagt, sie beobachte, dass die meisten Pendler in der 2. Klasse trotz Widrigkeit­en arbeiten könnten.

Stefan Müller-Altermatt (CVP) lehnte die Motion ab. Er erklärt auf Anfrage, ihm gehe es um die Belegung der Züge. «Würden alle Parlamenta­rier mit GA in der 2. Klasse reisen, wären diese Wagen noch verstopfte­r.» Mit demselben Argument hielt der Nationalra­t im März an 1.-Klasse-GAs für SBBKader fest.

Selbst bei den Grünen stiess die Idee auf taube Ohren. «Ein 1.-Klasse-GA ist kein Luxus, es bietet einfach mehr Komfort», sagt Nationalra­t Michael Töngi.

Am meisten Unterstütz­ung erhielt Kälin von der SVP. Lukas Reimann wollte schon in der Vergangenh­eit durchsetze­n, dass Parlamenta­rier nur noch 2. Klasse fahren, um Kosten zu sparen und die Volksnähe zu stärken. Er findet die Argumente der Gegner «peinlich»: «Die Politiker haben sich ihren Luxus gesichert.»

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KEYSTONE Auch Nationalra­t Bastien Girod (Grüne) lehnte den Vorstoss seiner Parteikoll­egin Irène Kälin ab.

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