74-Jähriger ist ein Erpresser, Räuber – und Mörder?
THUN. Ein Italiener (74) nahm 2016 drei Geiseln und raubte mit ihrer Hilfe eine Bijouterie aus. Nun wurde er verurteilt – und es droht eine Mordanklage.
Der Bewaffnete hatte sich gewaltsam Zutritt zu einer Wohnung in Thun verschafft. Er bedrohte dort ein Ehepaar und dessen Tochter und nahm sie als Geiseln. Dies war erst der Beginn des Albtraums: Immer wieder habe der damals 72Jährige gedroht, Familienmitglieder zu erschiessen, falls jemand nicht kooperiere oder die Polizei rufe. Dann fesselte er die drei, verabreichte Mann und Tochter Beruhigungsmittel und durchsuchte die Wohnung nach Wertsachen. Zudem soll er die Tochter zu Oralsex gezwungen haben.
Danach brachte er die Opfer dazu, mit ihm zur Bijouterie zu gehen, wo die Frau Filialleiterin war. Zuvor hatte er ihnen Zündholzschachteln auf den Rücken geklebt und gesagt, es seien Bomben, die detonierten, wenn sie sich zu weit entfernten. Nachdem er auch im Laden Beute gemacht hatte, floh er. Das Diebesgut verhökerte er später in Italien und Spanien, wo er im Sommer 2017 auch verhaftet wurde, wie das «Thuner Tagblatt» berichtet.
Gestern verurteilte ihn das Regionalgericht Berner Oberland wegen mehrfachen Raubes, Freiheitsberaubung, Geiselnahme, sexueller Nötigung und Hausfriedensbruch zu sieben Jahren Haft. Es könnten noch weitere dazukommen: Wie DNASpuren ergaben, wird er verdächtigt, 1997 an der Zürcher Goldküste eine 87Jährige gefesselt und misshandelt zu haben. Die Frau starb, es läuft eine MordUntersuchung.