80 Prozent arbeiten? «Tun Sie es nicht!»
ZÜRICH. Trotz 80-ProzentVertrag arbeiten Angestellte oft gleich viel wie im 100-Prozent-Job. Experten sprechen von einer «Zwangslage».
Einen Tag pro Woche mehr frei haben und trotzdem genug verdienen: Einen 80-Prozent-Job stellen sich viele Angestellte als Traum vor. Doch das erweist sich oft als Trugschluss: Wer reduziert, macht meist die gleiche Arbeit wie vorher – muss in weniger Tagen also mehr reinquetschen. Ein HR-Experte warnt deshalb alle, die 80 Prozent arbeiten wollen: «Tun Sie es nicht!»
Bei einem 80-Prozent-Pensum geht die Rechnung nicht auf. Dieser Meinung ist Personalexperte Michel Ganouchi. In einem Blogpost für HR Today schreibt er: «Wer auf 80 Prozent reduziert, verdient weniger – quetscht sein 100-Prozent-Pensum aber in vier statt fünf Tage pro Woche.» Der Rat des Experten an alle, die 80 Prozent arbeiten wollen, ist klar: «Tu es nicht.»
Die Lohnreduktion um 20 Prozent sei der Preis, den Angestellte bezahlen müssen, um ein gleichbleibendes Pflich- tenheft ausüben zu dürfen – und damit den Job behalten zu können. Arbeitsrechtsexperte Roger Rudolph (s. Interview) kennt diese «faktische Zwangslage». Besonders Führungskräfte seien oft dankbar, dass sie überhaupt auf 80 Prozent reduzieren könnten – «und nehmen dann hin, wenn die Anzahl der Aufgaben gleich bleibt». Auch hätten einige Teilzeit-Angestellte Angst, ihre Stelle zu riskieren, wenn sie sich über die Arbeitsbelastung beschweren.
20 Minuten hat bei Schweizer Firmen nachgehakt. Bei Coop sind es rund 10 Prozent der Mitarbeiter, die 80 Prozent arbeiten. Damit die Angestellten bei einer Reduktion des Pensums einen Teil ihrer Aufgaben abgeben können, werden im Gegenzug 20 Prozent an einer anderen Stelle im Team aufgestockt, wie eine Sprecherin sagt. SwisscomAngestellte, die auf 80 Prozent reduzieren, sollen ihren Aufgabenbereich im Gespräch mit dem Vorgesetzten klären, heisst es auf Anfrage. «Es muss für beide Seiten stimmen.»