Kamerad Karoq
Der Kompakt-SUV von Skoda tritt selbstbewusst auf – auch preislich. Wer den Alltag mit ihm bestreitet, lernt ihn aber als sehr grosszügig und zuvorkommend kennen.
Ein bisschen schrullig war er ja schon, der würfelförmige Yeti – aber dafür umso eigenständiger und um Welten liebenswürdiger. Der Nachfolger Karoq wirkt dagegen seriös, um nicht zu sagen: prätentiös. Yeti? Nie gehört, scheint der 4,38-Meter-SUV mit seinem stolzen Kühlergrill und den klaren Linien abzuwinken. Er versteht sich lieber als kleiner Bruder des mächtigen Kodiaq. Als Bestseller-Anwärter einer Marke, die sich längst nicht mehr mit zweitklassiger Konzerntechnik begnügt, um als billige VWAlternative auf den Plan zu treten. 25 530 Franken sind gewiss ein attraktiver Preis. Wird anstelle des 115-PSBasisbenziners allerdings der 150-PS-Diesel mit Allradantrieb, Doppelkupplungsgetriebe und guter Ausstattung gewählt, sind ruckzuck über 48 000 Franken fällig.
Also leer schlucken und respektvoll nicken. Einsteigen. Und feststellen, dass man immerhin etwas bekommt fürs Geld. Etwa ein digitales Cockpit, wie man es von Audi kennt. Ein tadelloses Multimediasystem. Zig elektronische Helfer, darunter ein adaptiver Abstands- und Stauassistent. Bequemes, beheizbares Gestühl. Vier Fahrmodi plus – in Kombination mit 4×4 – ein Offroad-Programm. Und ein 2,0-Liter-Motor, der zunächst missmutig brummt, dann aber unauffällig und hinreichend effizient seine Arbeit tut und allenfalls bei Überholmanövern die Frage aufwirft, ob es sich auf die kommende 190-PS-Version zu warten lohnt.
Eigenständig? Ist der Karoq damit nur bedingt – bis man ihn im Alltag näher kennen lernt. Mehr als andere Kompakt-SUV legt er sich ins Zeug, um stadttaugliche Abmessungen mit einem hohen Nutzwert zu kombinieren. Nicht nur, dass sich im Innenraum zahlreiche Ablagen finden und der Kofferraum mindestens 521 Liter fasst: Das optionale Varioflex-System erlaubt es, die Rücksitze mal zugunsten der Fond-Beinfreiheit, mal zugunsten des Stauraums längs zu verschieben. Hinzu kommen Skoda-typische Simply-Clever-Lösungen wie ein Regenschirm unter dem Beifahrersitz, die sich leicht als Marketing-Gag abtun lassen. Aber auch nur so lange es nicht regnet.