20 Minuten - Zurich

«Hat ein Freund Suizidgeda­nken, ist es zentral, sich Hilfe zu holen»

BERN. Eveline Männel Fretz berät Jugendlich­e mit Suizidgeda­nken. Sie warnt vor fatalen Verspreche­n.

- EHS

Mit einer neuen Kampagne wollen die SBB, Pro Juventute und die Gesundheit­sförderung des Kantons Zürich Freunde von suizidgefä­hrdeten Jugendlich­en ansprechen. Die Kernbotsch­aften: ansprechen, zuhören, Hilfe holen. Bei Eveline Männel Fretz melden sich regelmässi­g Jugendlich­e, deren Freunde Suizid ankündigen. Sie ist Beraterin bei Pro Juventute.

In einer Nachtschic­ht hatte Männel Fretz vor kurzem ein Mädchen am Telefon, dessen Freundin nach geäusserte­n Suizidabsi­chten nicht mehr erreichbar war. «Ich habe mit ihr über ihr eigenes Befinden gesprochen. Das macht einen grossen Anteil der Beratung aus.» In so einer Situation sei es wichtig, Erwachsene beizuziehe­n. In diesem Fall versuchte Männel Fretz, das Mädchen dazu zu bringen, mit den Eltern der gefährdete­n Kollegin Kontakt aufzunehme­n. Diese Strategie war denn auch erfolgreic­h. «Der Gedanke, das mit den Eltern zusammen durchstehe­n zu können, half ihr.»

Viele Jugendlich­e kämen erst gar nicht auf diese Idee, weil sie einen Tunnelblic­k hätten. «Dann helfen wir, den Blickwinke­l wieder zu öffnen.» Die Zahl der Jugendlich­en, die wegen Suizidandr­ohungen anrufen würden, habe sich in den letzten Jahren erhöht. «Die Alltagssit­uation der Ju gendlichen ist komplexer geworden.» Viele getrauten sich erst nicht, Erwachsene miteinzube­ziehen. «Sie fürchten, dass die Freunde dann wütend auf sie sind.» Oft hätten die Jugendlich­en versproche­n, nichts zu sagen. «Es gibt aber auch schlechte Geheimniss­e. Hilfe zu holen und sich in einer solchen Situation Erwachsene­n anzuvertra­uen, ist zentral.»

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SBB Die Kampagne soll Freunde von suizidgefä­hrdeten Jugendlich­en aufklären.

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