«Beim Brotbacken nützen die Coding-Skills nichts»
BERN. Lehrlinge sollen programmieren lernen, fordern Politiker. Experten beurteilen diese Forderung eher kritisch.
Weil immer mehr Jugendliche sich für ein Studium statt eine Lehre entscheiden, fordert FDP-Nationalrat Fathi Derder: «Die Berufsbildung muss sich ändern.» Technisch seien die Ausbildungen nicht auf dem neusten Stand, Firmen würden sich darüber beschweren, dass Metallbauer nicht programmieren könnten.
Kritisch sieht diese Aussage Christoph Thomann vom Verband Berufsbildung Schweiz. «Die Digitalisierung bringt Vorteile, wird aber auch leicht überbewertet, wenn es um handwerkliche Berufe geht.» So müsse ein Bäckerlehrling in erster Linie die Prozesse hinter dem Brotbacken verstehen und das Handwerk korrekt ausführen können. «Was, wenn der moderne Backroboter schlechtes Brot backt? Wenn der Bäcker dann nicht backen kann, helfen ihm auch Programmierkenntnisse nichts.» Daniel Zybach vom Schreinermeisterverband ergänzt: «Es braucht sehr viel Zeit, den Lehrplan zu verändern.» Die Grundlagen dazu müssen von Bund, Kantonen und Berufsverbänden abgesegnet und anschliessend in Berufsschulen und Lehrbetrieben umgesetzt werden.
Der Bund ist Derders Anliegen bereits zuvorgekommen. Das Leitbild Berufsbildung 2030, das diesen Januar verabschiedet wurde, sieht unter anderem eine schnellere Überarbeitung der Lerninhalte und einen «Digitalisierungscheck» vor, bei dem geprüft werden soll, ob der vermittelte Stoff den «Anforderungen der digitalisierten Wirtschaft» entspricht.