Wenn der Professor auf Rassismus macht
Daniel Auteuil und Camélia Jordana in einem dialogstarken Plädoyer für gegenseitige Toleranz.
Pech gehabt: Die Studentin Neïla Salah (Camélia Jordana) betritt nur wenige Minuten zu spät die Vorlesung von Professor Pierre Mazard (Daniel Auteuil), der für sein provokantes Verhalten und seine verbalen Ausfälle bekannt ist. In seiner offensiv-rassistischen Art führt er die junge Studentin vor versammeltem Hörsaal vor.
Diese Begegnung bleibt dank vieler online gestellter Handyclips nicht ohne Folgen. Mazard wird von der Pariser Universitätsleitung vor die Wahl gestellt: Entweder er verlässt die Uni, oder er glättet die Wogen, indem er Neïla hilft, einen prestigeträchtigen Rhetorikwettbewerb zu gewinnen. Neïla ist alles andere als begeistert von dem unerwarteten Prof-Engagement – schliesslich könnten sie und der zynische, elitäre Professor nicht unterschiedlicher sein.
Die Geschichte zweier Sturköpfe, die zusammenspannen müssen, und über kurz oder lang zusammenfinden, ist wahrlich nicht neu. Der Schauspieler Yvan Attal serviert sie in seiner fünften Regiearbeit aber mit derart viel Sympathie, dass man unweigerlich ins Mitfiebern und Mitfühlen kommt. Insbesondere die Sängerin Camélia Jordana verschmilzt geradezu mit ihrer Filmfigur Neïla. Daniel Auteuil geniesst sichtlich seinen Auftritt als Professor, der den Anschluss ans heutige Internetund Handy-Zeitalter offensichtlich verpasst hat.
Ein filmischer Hochgenuss, wenn er seiner Studentin Neïla mittels Arthur Schopenhauers «Die Kunst, Recht zu behalten» die Rhetorik beibringt oder sie in der U-Bahn die Reden römischer Senatoren vortragen lässt. Solche Szenen bleiben in Erinnerung. Und wenn auch das moralische Plädoyer für mehr Toleranz und Meinungsfreiheit etwas gar dick aufgetragen ist, bietet «Le brio» bestes FeelgoodKino – längst nicht nur für Studenten.