Was der Chef sagt und was er wirklich meint
ZÜRICH. Oft verbergen sich hinter den Floskeln des Chefs ganz andere Aussagen. Fünf Beispiele und die Übersetzung dazu.
Am Arbeitsplatz wird nicht immer Klartext gesprochen: Oft verstecken Chefs zusätzliche Aufträge hinter Komplimenten oder Kritik hinter Schönrederei. Wolfgang Jenewein, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St.Gallen und Experte für Personalführung, klärt auf. • Chef: «Das ist unglücklich gelaufen.»
Übersetzt: «Jemand hat einen Fehler gemacht.»
Experte: Das taugt höchstens als Einleitung für eine Diskussion über den Fehler. Wenn man niemanden blossstellen will, ist die Floskel okay.
• Chef: «Das könnte besser sein.»
Übersetzt: «Das ist schlecht.» Experte: Das ist ein guter Weg, Kritik zu üben. Wichtig ist, dass Chefs auch konkretes Lob aussprechen. • Chef: «Kannst du mir das bitte mailen?» Übersetzt: «Ich bin zu faul, mir das aufzuschreiben.» Experte: Wir sind aus dem Zeitalter raus, wo der Mitarbeiter der Diener des Chefs ist. Dazu gehört auch, dass die Angestellten nicht für den Chef Notizen oder Kaffee machen müssten. • Chef: «Ich weiss, dass du das schaffen kannst.» Übersetzt: «Du musst mehr arbeiten.»
Experte: Kommt diese Aussage authentisch rüber, ist sie sehr effektiv. Andernfalls sei es aber besser, wenn der Chef einfach geradeaus sagen würde, was er vom Angestellten verlangt, ohne das schönzureden.
• Chef: «Das muss bis dann klappen.» Kann heissen: «Es ist fast unmöglich, das bis dann zu schaffen, also beeil dich.» Experte: Das Verb «müssen» sollte nur im Ausnahmefall verwendet werden. Wenn immer alles befohlen werde, fühle man sich in einer
Zwangslage.