Schicksalswahl für Präsident Erdogan
ANKARA. Bei den Wahlen in der Türkei am Sonntag gilt Präsident Erdogan als Favorit. Doch die Opposition ist stark wie selten zuvor.
Erstmals finden in der Türkei am Sonntag die Parlamentsund Präsidentschaftswahlen am selben Tag statt. Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt als Favorit, doch die Opposition ist stark, sodass der Ausgang offen erscheint. Drei mögliche Szenarien: l Erdogan gewinnt die Wahl:
In diesem Fall profitiert er von den erweiterten Befugnissen unter dem Präsidialsystem, das bei einem umstrittenen Volksentscheid im April 2017 gebilligt worden war und nach der Wahl in Kraft tritt. Da in diesem Fall Erdogans Macht auf lange Sicht gesichert wäre, könnte er die Zügel etwas lockerlassen, sich aber auch in seinem harten Kurs bestärkt sehen. l Erdogans AKP verliert die Wahl: Viele Türken sind in Sorge wegen der hohen Inflation und dem Verfall der Währung. Es ist daher auch möglich, dass Erdogan in der ersten Runde die absolute Mehrheit verfehlt. In diesem Fall müsste er am 8. Juli in die Stichwahl – vermutlich gegen Muharrem Ince, den Kandidaten der säkularen CHP. Dieses Szenario ist laut Türkei-Experte Kristian Brakel am wahrscheinlichsten. l Die Opposition gewinnt: Wenn der Oppositionskandidat siegt, hätte dies einen tiefgreifenden Kurswechsel zur Folge. Die Wirtschaft würde darauf zwar vorsichtig optimistisch reagieren, meint Experte Brakel. Doch: ««Allein der politische Wechsel wird nicht ausreichen, um dringend benötigte Investitionen anzuziehen.»