Einmal Hölle und zurück: Kroos erlöst Deutschland
SOTSCHI. Der Weltmeister stand gegen Schweden vor dem Aus, ehe Toni Kroos Deutschland in der 95. Minute doch noch ins späte Glück schoss.
Als der Weltmeister wie ein angeschlagener Boxer in den Seilen hing, Bundestrainer Löw der Verzweiflung nahestand, kaum einer mehr an den Sieg in Unterzahl (nach Gelb-Rot gegen Boateng) glaubte und den Deutschen das Schicksal aus den eigenen Händen zu gleiten drohte, offenbarte Toni Kroos im Olympiastadion von Sotschi seine Genialität. «Der Schuss ins Glück. Toni, du bist ein Fussballgott!», titelte die «Bild». Und die italienische «Gazzetta dello Sport» schrieb: «Deutschland: Einmal Hölle und zurück.»
Mit seinem herrlichen Schlenzer von der Strafraumecke in den entfernten Torwinkel zum 2:1-Sieg in extremis verhinderte Kroos nicht nur das mutmassliche Ausscheiden des Weltmeisters, sondern auch eine weitere tagelange Diskussion um die Mannschaft und seine Person. Ein Fehlpass von Kroos hatte das 1:0 der Schweden eingeleitet. Die Nonchalance, mit der der Mittelfeldspieler in der Szene danach verteidigte, bot weitere Angriffsfläche, nachdem dieser bereits vor dem Gegentreffer gegen Mexiko (0:1) im defensiven Umschaltspiel nicht geglänzt hatte. «Das erste Gegentor geht natürlich auf meine Kappe. Du musst dann aber die Eier haben, die zweite Halbzeit so zu spielen – das sehen dann nur die wenigsten», befand Kroos.
Der 27-Jährige von Real Madrid hat sich auf jeden Fall in die Chefrolle gespielt. Und es stellt sich die Frage, ob sein Wahnsinnstor in der 95. Minute nach dem mühsamen WMStart der grosse Wendepunkt zu einer grossen WM von Deutschland war.