Wenn ein Chat in falsche Hände gerät
Ein US-Teenager wird wegen seiner Homosexualität erpresst.
Ein klitzekleiner Moment der Unachtsamkeit auf dem Schulcomputer, und schon gerät ein intimer Chat des homosexuell veranlagten Simon Spier (Nick Robinson) in die Hände des Klassenkameraden Martin (Logan Miller). Da Simon sein Coming-out gegenüber seinen Bilderbuch-Eltern (Jennifer Garner und «Transformers»Star Josh Duhamel), ja sogar seiner besten Freundin Leah («13 Reasons Why»-Star Katherine Langford) noch nicht hatte, wird er leicht erpressbar. Aus purer Angst geht Simon auf Martins Forderung ein, ihn mit Simons Freundin Abby (Alexandra Shipp) zu verkuppeln. Doch damit geht der Seelenterror erst richtig los.
Obschon das Jugendmelodrama «Love, Simon» als erste LGBT-Produktion eines Hollywood-Studios mit einer schwulen Hauptfigur verkauft wird, ist es auch für Heteros ein Meisterstück. Während andere Teen-Movies (wie zuletzt etwa «Midnight Sun – Alles für dich» oder «Every Day – Letztendlich sind wir dem Universum egal») die Pubertät sehr oberflächlich abhandeln, verfügt «Love, Simon» über einen Tiefgang, der vielfach an die besten Jugendfilme von Altmeister John Hughes («Sixteen Candles», «The Breakfast Club», «Pretty in Pink») erinnert.
Trotz eines scheinbar perfekten Umfelds hadert die Hauptfigur mit ihrem Comingout. Dieser Moment der sexuellen Offenbarung wird in einer besonders amüsanten Collage nachfühlbar, in der Jugendliche ihren Eltern ihre Heterosexualität gestehen. Es sind solche Szenen, die «Love, Simon» nach der gleichnamigen Buchvorlage der Jugendpsychologin Becky Albertally liebenswert, topmodern und höchst unterhaltsam machen. Darum: nur keine Berührungsängste!