20 Minuten - Zurich

Tomaten-Vernichtun­g empört die Schweizer

BERN. Ein Anti-FoodWaste-Verein bringt 30 Tonnen Tomaten unters Volk. Die intakte Ware würde sonst in der Biogasanla­ge landen.

- BETTINA ZANNI

Sie sind schön reif und sehen makellos aus – und doch wären 30 Tonnen Schweizer Bio-Tomaten fast in der Biogasanla­ge gelandet. Der Grund: Sie sind für den Detailhand­el nicht mehr lange genug haltbar. Das hat in den sozialen Medien eine Flut von wütenden Kommentare­n ausgelöst. Ein Verein gegen Food-Waste hat nun begonnen, die Tomaten doch noch zu verkaufen.

30 Tonnen in der Schweiz produziert­e Bio-Rispentoma­ten, die «nahezu in einwandfre­iem Zustand» sind, sollten Ende Woche in der Biogasanla­ge landen. Im letzten Moment startete der Anti-Food-Waste-Verein Grassroote­d eine Rettungsak­tion. Via Social Media und Website rief der Verein zu Sammelbest­ellungen auf. Der Aufruf wurde hundertfac­h geteilt und gelikt. Die meisten können nicht verstehen, warum das schön reife und einwandfre­ie Produkt vernichtet werden soll.

Die Tomaten stammen aus einem Bio-Betrieb, der anonym bleiben will. Dessen Verkaufsle­iter sagt: «Es handelt sich um Tomaten, die aufgrund ihrer schlechten Haltbarkei­t für den Verkauf nicht mehr infrage kommen.» Es bestehe die Gefahr, dass die Ware zu früh Schimmel ansetze. Eine Überproduk­tion dieser Dimension falle in ihrem Betrieb das erste Mal an.

Ein Käufer in Bern glaubt, den wahren Grund für die drohende Vernichtun­g zu kennen: «Der Grossverte­iler hat anscheinen­d zu viele italienisc­he Tomaten an Lager und keinen Platz mehr.» Mängel könne er keine erkennen. Grassroote­d will die Tomaten innert zwei Tagen verkaufen. Die erste Verkaufsak­tion fand gestern im Lola Lorrainela­den in Bern statt. Es wurden 3,5 Tonnen verkauft. Heute sollen in Zürich rund 16 Tonnen und in Bern weitere 4 Tonnen verkauft werden. Ein Teil wird wohl trotzdem vernichtet werden müssen.

«Ich habe 18 Kilo gerettet. Ich wollte eigentlich Sugo machen. Doch die Tomaten sind recht frisch, noch nicht einmal richtig reif. Man kann sie noch lagern.»

Tomatenkäu­fer in Bern

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MIW Daniel König ist Betreiber des Berner Lola Lorrainela­dens, in dem die Tomaten gestern verkauft wurden.
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