Tomaten-Vernichtung empört die Schweizer
BERN. Ein Anti-FoodWaste-Verein bringt 30 Tonnen Tomaten unters Volk. Die intakte Ware würde sonst in der Biogasanlage landen.
Sie sind schön reif und sehen makellos aus – und doch wären 30 Tonnen Schweizer Bio-Tomaten fast in der Biogasanlage gelandet. Der Grund: Sie sind für den Detailhandel nicht mehr lange genug haltbar. Das hat in den sozialen Medien eine Flut von wütenden Kommentaren ausgelöst. Ein Verein gegen Food-Waste hat nun begonnen, die Tomaten doch noch zu verkaufen.
30 Tonnen in der Schweiz produzierte Bio-Rispentomaten, die «nahezu in einwandfreiem Zustand» sind, sollten Ende Woche in der Biogasanlage landen. Im letzten Moment startete der Anti-Food-Waste-Verein Grassrooted eine Rettungsaktion. Via Social Media und Website rief der Verein zu Sammelbestellungen auf. Der Aufruf wurde hundertfach geteilt und gelikt. Die meisten können nicht verstehen, warum das schön reife und einwandfreie Produkt vernichtet werden soll.
Die Tomaten stammen aus einem Bio-Betrieb, der anonym bleiben will. Dessen Verkaufsleiter sagt: «Es handelt sich um Tomaten, die aufgrund ihrer schlechten Haltbarkeit für den Verkauf nicht mehr infrage kommen.» Es bestehe die Gefahr, dass die Ware zu früh Schimmel ansetze. Eine Überproduktion dieser Dimension falle in ihrem Betrieb das erste Mal an.
Ein Käufer in Bern glaubt, den wahren Grund für die drohende Vernichtung zu kennen: «Der Grossverteiler hat anscheinend zu viele italienische Tomaten an Lager und keinen Platz mehr.» Mängel könne er keine erkennen. Grassrooted will die Tomaten innert zwei Tagen verkaufen. Die erste Verkaufsaktion fand gestern im Lola Lorraineladen in Bern statt. Es wurden 3,5 Tonnen verkauft. Heute sollen in Zürich rund 16 Tonnen und in Bern weitere 4 Tonnen verkauft werden. Ein Teil wird wohl trotzdem vernichtet werden müssen.
«Ich habe 18 Kilo gerettet. Ich wollte eigentlich Sugo machen. Doch die Tomaten sind recht frisch, noch nicht einmal richtig reif. Man kann sie noch lagern.»
Tomatenkäufer in Bern