Erst taucht er ein – dann taucht er ab
ST. PETERSBURG. Yann Sommer ist im besten Goalie-Alter. An dieser WM bewirbt er sich für das Prädikat Weltklasse.
Von Manuel Neuer bleibt von dieser WM in Erinnerung, wie er in einem verzweifelten Dribbling weit weg von seinem Arbeitsplatz den Ball verliert. David De Gea hat in vier Spielen einen Ball gehalten. Einen! Die hochgehandelten Goalies von Deutschland und Spanien sind in den Sommerferien. Dafür ist Yann
Sommer dabei, sich in die Liga von De Gea und Neuer zu spielen: Was der Goalie an dieser WM gezeigt hat, verdiente das Prä
dikat Weltklasse. Sommer ist bislang der einzige Schweizer, der jeMinuten weils über 90 seine beste Leistung abrief.
29 ist er, im besten Alter für Torhüter. Und er dürfte nach vier Jahren bei Borussia Mönchengladbach die Lust verspüren, einen Schritt nach vorn zu machen. Da sind Paraden wie der blitzschnelle Taucher gegen Borges’ Kopfball im Spiel gegen Costa Rica sicher nicht hinderlich. Keylor Navas etwa wechselte im Sommer 2014 nach einer starken WM mit Costa Rica zu Real Madrid.
Sommer selbst mag nicht gross über seine starken WM-Auftritte sprechen. Er müsse sich die Paraden nochmals anschauen, sagt er jeweils nach den Spielen. Wobei: Nach Costa Rica gab auch er zu: «Ich glaube schon, dass das eine meiner besseren Paraden war.»
Der Goalie arbeitet schon lange mit Mentaltrainer Christian Marcolli zusammen. Gemeinsam haben sie ein Ritual erarbeitet. Sommer lässt vor den Spielen seinen Weg, seine bisherigen Erfolge vor dem inneren Auge ablaufen. Das bringt ihn in jenen konzentrierten Zustand, den er «Flow» nennt.
Auch heute wird er wieder in dieses Gefühl eintauchen. Und dann, wenn es nötig ist, abtauchen.