In dieser Moschee rief IS-Chef Baghdadi das «Kalifat» aus
MOSUL. Der «Islamische Staat» sei geschlagen, heisst es im Irak. Doch stimmt das auch? Und wie sieht sein Stand in Syrien aus? Diesen Fragen geht 20 Minuten im Irak und in Syrien nach. Gestern war Reporterin Ann Guenter in der früheren IS-Hochburg Mosul i
Unterwegs nach Mosul
Draussen herrschen 52 Grad. Da hilft auch die Klimaanlage nicht mehr viel. Wir sind in der ExIS-Hochburg Mosul unterwegs.
Wir treffen einen General
Wir treffen General Najim Abdullah al-Jubouri. Der Befehlshaber der Niniveh Operations war massgeblich an der Befreiung Mosuls beteiligt. Sein Job jetzt: IS-Schläferzellen ausheben.
Duftöl und ein Luxus-WC-Papierhalter
Ich darf das persönliche WC des Generals benutzen, ein Assistent offeriert Duftöl für die Hände. Ich rieche jetzt sehr angenehm, aber ein wenig herb. Immerhin sind wir im Hauptquartier der irakischen Armee in Mosul, hier gibts keine Frauendüfte zur Auswahl.
Unterwegs mit dem Militär
Der General bietet an, uns die Altstadt zu zeigen. Ein ganzer Tross setzt sich daraufhin in Bewegung, irakische und amerikanische Soldaten mit den riesigen Humvees sperren die Strasse ab. So war der Ausflug nach Mosul zwar nicht geplant gewesen, aber jetzt sehen wir die Stadt aus Militärsicht.
Ruinen und eine zerstörte Moschee
Auf unserer Fahrt durch Mosul bietet sich uns ein Bild der Zerstörung. So fahren wir etwa an der zerstörten Grossen Moschee des an-Nuri vorbei. Hier hatte der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi im Jahr 2014 das «Kalifat» ausgerufen.
Warnung vor Sprengkörpern
Vor den Häuserruinen sind Hinweistafeln angebracht. Es wird vor Sprengkörpern gewarnt.
«Mosul ist sicher»
«Mosul ist sicher», insistiert General al-Jubouri. «Das, was wir hier seit der Befreiung im letzten Jahr erreicht haben, ist beachtlich», sagt er zu 20 Minuten. Der 61-Jährige war vor über zwanzig Jahren Bürgermeister von Tal Afar. Er flüchtete in die USA, vertrieben von der alQaida im Irak, der Vorgängerin des IS. Sein Vertrauen in die Amerikaner ist unerschütterlich, seine Orientierung westlich geprägt.
Beziehungen in die USA
«Ich kann meine Erfahrungen als Bürgermeister jetzt beim Wiederaufbau von Mosul einsetzen. Auch meine Beziehungen in die USA», sagt der General. Er hat schwere Tränensäcke, spricht sehr bedacht. «Die Grundlage der Sicherheit sind die Menschen, nicht die Sicherheitskräfte.»
Gefahr von Entführungen
Ausländern wird geraten, nicht bis zum Eindunkeln zu bleiben: Die Gefahr einer Entführung sei hoch, im Norden der Stadt sei der IS weiter aktiv. Die irakische Armee bestreitet dies zwar. Aber in dieser Region war der IS seit Jahren so stark, dass es verwundern würde, wenn er hier gänzlich weg wäre.
«Sie haben ihre Bärte abrasiert»
Die Stadt ist ein einziger Trümmerhaufen. Bislang wurden 9000 Leichen geborgen. Der IS unterhält in der Region und in Mosul weiter Zellen. Im Mai verhafteten Sicherheitskräfte Dutzende IS-Mitglieder im Westen der Stadt. «Sie haben sich nur die Bärte abrasiert», sagt ein Mann in Erbil, wo wir am Tag zuvor ankamen.