Die WM der knappen Duelle und aufreibenden Nervenspiele
MOSKAU. Die Endrunde in Russland ist alles – ausser langweilig. In den Achtelfinals zitterten schon einige Teams.
Als einzige Mannschaft setzte sich Brasilien mit einer Differenz von mehr als einem Treffer in der ersten Runde der K.-o.Phase (2:0 gegen Mexiko) durch. Blickt man zurück, zeigt sich, dass die Spiele immer enger werden. An de rWM19 86 in Mexiko wurde erstmals seit 1938 wieder eine Runde der letzten sechzehn gespielt. Damals siegten noch fünf Teams mit mehr als einem Tor Differenz. Seither waren es jeweils zwei oder maximal drei Teams.
«Penaltyschiessen, das ist irgendwie wie mit Frauen und Autos – reine Glückssache», sagte einmal Juri Sawitschew, ein ehemaliger Nationalspieler der UdSSR. Da werden ihm die Dänen, die Spanier und die Kolumbianer zustimmen. Sie mussten nach den Achtelfinals die Heimreise antreten – jedoch erst nach dem Nervenspiel Penaltyschiessen.
Seit der Penalty-Premiere der WM-Historie 1982 in Spanien wurden noch nie so viele Achtelfinal-Duelle erst im Elfmeterschiessen entschieden. Die Zahl der Entscheide im Penaltyschiessen ist kontinuierlich angestiegen. 1986 kam es zu keinem Penaltyschiessen in der Runde der letzten sechzehn, 1990 bis 2010 jeweils einmal und an der letzten Endrunde in Brasilien zweimal.
Nachgespielt wird seit Beginn der 70er-Jahre. In den 636 WM-Spielen ab 1970 bis 2014 fielen 51 Tore nach der 90. Minute, in den 56 bisherigen Spielen der aktuellen WM bereits 17. Dieses Jahr fällt bislang also im Schnitt in jedem dritten Spiel ein Tor in der Nachspielzeit, an den Endrunden zuvor nur in jedem zwölften Spiel. Was die Spannung anbelangt, darf es so weitergehen.