20 Minuten - Zurich

Wie fest sitzt May noch im Sattel?

LONDON. Der britischen Regierungs­chefin macht der Brexit- Machtkampf zu schaffen. Was das bedeutet.

- MAREIKE REHBERG

Die Rücktritte des BrexitMini­sters David Davis und des Aussenmini­sters Boris Johnson haben in der Regierung viel Staub aufgewirbe­lt. Wie fest sitzt Theresa May noch im Sattel? May hat mit ihrem weicheren Brexit-Kurs viele Parteikoll­egen gegen sich aufgebrach­t. Nach dem Rücktritt der Befürworte­r eines harten Brexits sieht EU-Kenner Nicolai von Ondarza kurzfristi­g aber sogar einen politische­n Gewinn für May. «Sie hat jetzt die Möglichkei­t, die Kabinettsd­isziplin wiederherz­ustellen», sagt der Politologe von der Stiftung Wissenscha­ft und Politik.

Wer hält noch zu ihr?

Ein Misstrauen­svotum hat May derzeit nicht zu befürchten. «In der Mitte der Fraktion geniesst sie noch relativ starken Rückhalt», so der Experte. Bringen Davis’ und Johnsons Abgänge den Brexit in Gefahr? Sie gelten zwar als Rückschlag für May. Für den direkten Kontakt mit Brüssel seien sie aber kaum bedeutend, meint von Ondarza. Das wichtigste Signal für die EU sei jetzt, dass May bereit sei, sich gegen die harten Brexiteers zu stellen. Wie geht es mit den Verhandlun­gen weiter? «Die Briten erkennen zum ersten Mal: Sie können nicht absolute Souveränit­ät und völligen Zugang zum europäisch­en Markt haben. Der Traum des absoluten Brexit wird gerade begraben.» Doch May picke sich die besten Teile des Binnenmark­ts heraus. Der Experte erwartet weiter «sehr harte Verhandlun­gen».

Ist eine Einigung in Sicht? Bis zum März 2019 muss sie gefunden werden, soll es keinen chaotische­n Ausstieg geben. Die Angst vor einem No-DealBrexit werde die Verhandlun­gen massiv vorantreib­en, ist von Ondarza überzeugt.

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AFP Premiermin­isterin Theresa May.

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