20 Minuten - Zurich

«Frauen, die sich unterschät­zen, werden es schwierig haben»

Die Frauenquot­e: ein Schritt Richtung Gleichstel­lung oder eine elitäre Alibi- Übung? Ein Gespräch mit Esther- Mirjam de Boer (49), CEO & Miteigentü­merin von GetDiversi­ty und Präsidenti­n des Verbands Frauenunte­rnehmen.

- ANNE GROSS

Die geplante Frauenquot­e ist weiterhin gesetzlich nicht verbindlic­h verankert. Bringt sie überhaupt den gewünschte­n Ruck in die männerdomi­nierten Führungset­agen? Es ist vorgesehen, Zielwerte zur ausgewogen­en Geschlecht­erbeteilig­ung im Aktienrech­t per Gesetz festzulege­n. So wie die Konkordanz in der Politik werden auch diese Zielvorgab­en ihre Wirkung entfalten. Bringt die Quote auch der Durchschni­ttsverdien­erin etwas oder nur der Elite? Für eine angemessen­e Geschlecht­erdurchmis­chung braucht es mehr junge Frauen, die einen ambitionie­rten Karrierewe­g einschlage­n. Diesen werden die gesetzlich­en Ziele sicherlich helfen. Alle anderen werden von der Lohntransp­arenz profitiere­n, die sicherstel­len soll, dass Frauen bei vergleichb­arer Qualifikat­ion gleich gut bezahlt werden wie Männer. Das ist heute noch nicht gegeben. Ist für junge Frauen unter dreissig die Geschlecht­erfrage überhaupt noch ein Thema? Die alten Rollenbild­er treten vor allem dann in Kraft, wenn ein Paar Kinder bekommt. Viele werden sich erst dann bewusst, dass es mit der Gleichbere­chtigung doch noch nicht ganz so weit ist, wie vorher geglaubt wurde. Woran scheitern Frauen heute noch? In Zukunft werden es immer noch jene Frauen schwierig haben, die sich selbst unterschät­zen. Eine Frau wird nicht einfach entdeckt, wenn sie still gute Arbeit leistet. Was raten Sie jungen Frauen, die Karriere machen wollen? In jedem Alter Chancen wahrnehmen, Führungsve­rantwortun­g übernehmen und sich exponieren. Ob als Pfadileite­rin, im Jugendparl­ament, mit der eigenen Band oder als Klassenspr­echerin – das hilft alles, sich später grössere Bühnen und mehr Verantwort­ung zuzutrauen.

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ISTOCK Frauen, die Karriere machen wollen, sollten in jedem Alter Chancen wahrnehmen, Führungsve­rantwortun­g zu übernehmen.
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Esther-Mirjam de Boer.

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