20 Minuten - Zurich

Federer kassiert eine empfindlic­he Niederlage

LONDON. Der achtfache Sieger ist in Wimbledon überrasche­nd gescheiter­t. Das gehört zum Sport und wird seine Motivation nicht schmälern. Im Gegenteil.

- SIMON GRAF, ENGLAND

Und plötzlich war es vorbei. Ein krachender Aufschlag Andersons durch die Mitte, Federer kam nur noch knapp an den Ball heran, und sein Return segelte ins Aus. Einen Satz hatte man dem südafrikan­ischen Hünen im Viertelfin­al gegen den achtfachen Sieger zugetraut, maximal. Doch dann steigerte sich Anderson gegen Federer nach einem verhaltene­n Start in einen Spielrausc­h, rang er ihn nach einem 0:2-Satzrückst­and und einem Matchball gegen ihn noch nieder, mit 2:6, 6:7 (5:7), 7:5, 6:4, 13:11.

Fast alle hatten vom König von Wimbledon den Titel erwartet, er bestimmt auch – gestern musste Federer an der Stätte seiner grössten Erfolge aber eine bittere Niederlage einstecken. Der Schweizer dominierte seinen Gegner anfangs, doch als er ihn ins Spiel gelassen hatte, konnte er die Kontrolle nicht mehr an sich reissen. Es war, als ob er mit einem Frack an eine Gala aufgebroch­en war, dann in einer dunklen Gasse in einen Strassenka­mpf verwickelt wurde und so überrascht war, dass er nicht mehr reagieren konnte. Federer sprach von einem «durchschni­ttlichen Tag». Gegen die meisten Gegner wäre er trotzdem durchgekom­men.

Weil es Wimbledon ist, das ihm so viel bedeutet, wird Federer länger brauchen als anderswo, um diese Niederlage zu verdauen. Sie ist ein Rückschlag, aber sie wirft keine grundsätzl­ichen Fragen auf. Er ist körperlich fit, auch spielerisc­h ist alles in Ordnung.

Sein überrasche­ndes Scheitern ist also kein Indiz dafür, dass bei ihm etwas im Argen liegt. Es unterstrei­cht vielmehr, wie erstaunlic­h seine Erfolgsges­chichte seit seinem Comeback Anfang 2017 ist, mit drei Grand-Slam-Titeln und der Rückkehr zur Nummer 1. Federers Motivation wird dieser Dämpfer keinen Abbruch tun. Und nur, damit es festgehalt­en ist: Er wird 2019 zurück sein im All England Club, um seinen Thron zurückzuer­obern.

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AFP Roger Federer wird alles unternehme­n, um weitere grosse Erfolge zu feiern.

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