Schweizer schnupfen 5 Tonnen Kokain im Jahr
LAUSANNE. Laut einem Experten wird die Droge immer populärer – auch in der Schweiz.
KONTROVERS Es wird Powder, Schnee oder Koks genannt, man erhält es im Club, per Taxi oder vom Nachbarn: Kokain ist zur Alltagsdroge geworden. Eine Studie der Universität Lausanne, des Universitätsspitals Lausanne und von Sucht Schweiz zeigt nun, dass der Kokainmarkt in der Schweiz nach Cannabis mit Abstand der grösste Markt für Betäubungsmittel ist: Geschätzte fünf Tonnen Kokain werden in der Schweiz jedes Jahr konsumiert. Der Konsum findet in allen sozialen Schichten statt: «Kokain wird sowohl von Managern als auch von Hausfrauen, Lehrern oder Köchen konsumiert», sagt Frank Zobel, Vizedirektor von Sucht Schweiz. Dabei wird ein Löwenanteil des Kokains von einer kleinen Gruppe eingenommen: einerseits von randständigen Drogenabhängigen, andererseits von gut integrierten Drogenkonsumenten mit Familie und Job. «Bei ihnen gehört das Schnupfen einfach dazu: vor einer wichtigen Präsentation im Job, im Ausgang mit Freunden oder beim Sex», sagt Zobel.
Die meisten Konsumenten würden jedoch ausblenden, wie das Kokain den Weg in die Schweiz gefunden habe. «Kokain gehört zu den dreckigsten Drogen», sagt Zobel. «Es gibt Umweltverschmutzungen durch die Laboratorien im Dschungel und ausgebeutete Personen, die säckchenweise Koks schlucken und dabei ihr Leben oder lange Haftstrafen riskieren.» Er hält fest: «Die saubere ‹pure white line› ist ganz klar eine Illusion.»