20 Minuten - Zurich

So wollen die Bauern die Trinkwasse­r-Initiative bodigen

BERN. Die Bauern gleisen eine Allianz gegen die Trinkwasse­r-Initiative auf, an der sich auch die Industrie beteiligen könnte. Kritiker warnen vor einem Glaubwürdi­gkeitsverl­ust.

- PASCAL MICHEL PAM

Die Initiative «Für sauberes Trinkwasse­r» will Bauern, die Pestizide benutzen oder prophylakt­isch Antibiotik­a einsetzen, die Direktzahl­ungen streichen. Laut Tamedia-Umfrage unterstütz­en derzeit 68 Prozent der Bevölkerun­g das Anliegen. Obwohl die Abstimmung erst 2020 angedacht ist, reagiert der Bauernverb­and schon jetzt. Laut «Schweizer Bauer» verschickt er diese Woche einen Brief an mögliche Interessen­ten einer Gegenkampa­gne. Diskutiert werde auch, ob sich die chemische Industrie engagiere und die Kampagne finanziell unterstütz­e.

Diese Frage spaltet die Bauern: Nadja Pieren, SVP-Nationalrä­tin und Präsidenti­n des Gemüseprod­uzentenver­bands Bern und Freiburg, findet ein Engagement der Pestizidhe­rsteller legitim, da sie den «populistis­chen Argumenten der Initianten» Fakten gegenübers­tellen könnten.

Das sehen mehrere angefragte Mitg li e d er d es V erbands anders: Für sie ist die Glaubwürdi­gkeit einer Gegenkampa­gne in Gefahr. Ein Verbandspr­äsident, der namentlich nicht erwähnt werden will: «Die Industrie im Boot zu haben, könnte beim emotionale­n Thema Pestizide kontraprod­uktiv wirken.»

Der Verband Scienceind­ustries, der Pestizid-Hersteller wie BASF, Bayer oder Syngenta vertritt, kämpft bereits gegen den Angriff auf ihr Geschäftsm­odell. In «Faktenblät­tern» heisst es etwa, dass Bienenvölk­er nur «in Einzelfäll­en» durch Pestizide geschädigt würden. Bei Scienceind­ustries ist die Unterstütz­ung der Gegenkampa­gne aber noch offen.

Die Köpfe der Initiative sind gelassen: «Dass sogar daran gedacht wird, Gelder der Industrie anzunehmen, zeigt, wie hochbrisan­t und wichtig unsere Initiative ist.»

Die Argumente des Bauernverb­andes

BERN. Bei einer Annahme der Trinkwasse­r-Initiative warnt der Bauernverb­and davor, dass aufgrund der sinkenden Erträge die Lebensmitt­elpreise steigen würden. Auch würden die Importe zunehmen, die in Bezug auf Ökologie und Tierwohl nicht mit den hiesigen Standards vereinbar wären. Zuletzt sind mit dem «agrarpolit­ischen Experiment» auch die Bauern, die von Direktzahl­ungen abhängig sind, existenzie­ll bedroht. «Betroffen sind eher kleinstruk­turierte Betriebe.»

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In «Faktenblät­tern» heisst es, dass Bienenvölk­er – hier im Bild – nur in Einzelfäll­en durch Pestizide geschädigt würden.
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