So wollen die Bauern die Trinkwasser-Initiative bodigen
BERN. Die Bauern gleisen eine Allianz gegen die Trinkwasser-Initiative auf, an der sich auch die Industrie beteiligen könnte. Kritiker warnen vor einem Glaubwürdigkeitsverlust.
Die Initiative «Für sauberes Trinkwasser» will Bauern, die Pestizide benutzen oder prophylaktisch Antibiotika einsetzen, die Direktzahlungen streichen. Laut Tamedia-Umfrage unterstützen derzeit 68 Prozent der Bevölkerung das Anliegen. Obwohl die Abstimmung erst 2020 angedacht ist, reagiert der Bauernverband schon jetzt. Laut «Schweizer Bauer» verschickt er diese Woche einen Brief an mögliche Interessenten einer Gegenkampagne. Diskutiert werde auch, ob sich die chemische Industrie engagiere und die Kampagne finanziell unterstütze.
Diese Frage spaltet die Bauern: Nadja Pieren, SVP-Nationalrätin und Präsidentin des Gemüseproduzentenverbands Bern und Freiburg, findet ein Engagement der Pestizidhersteller legitim, da sie den «populistischen Argumenten der Initianten» Fakten gegenüberstellen könnten.
Das sehen mehrere angefragte Mitg li e d er d es V erbands anders: Für sie ist die Glaubwürdigkeit einer Gegenkampagne in Gefahr. Ein Verbandspräsident, der namentlich nicht erwähnt werden will: «Die Industrie im Boot zu haben, könnte beim emotionalen Thema Pestizide kontraproduktiv wirken.»
Der Verband Scienceindustries, der Pestizid-Hersteller wie BASF, Bayer oder Syngenta vertritt, kämpft bereits gegen den Angriff auf ihr Geschäftsmodell. In «Faktenblättern» heisst es etwa, dass Bienenvölker nur «in Einzelfällen» durch Pestizide geschädigt würden. Bei Scienceindustries ist die Unterstützung der Gegenkampagne aber noch offen.
Die Köpfe der Initiative sind gelassen: «Dass sogar daran gedacht wird, Gelder der Industrie anzunehmen, zeigt, wie hochbrisant und wichtig unsere Initiative ist.»
Die Argumente des Bauernverbandes
BERN. Bei einer Annahme der Trinkwasser-Initiative warnt der Bauernverband davor, dass aufgrund der sinkenden Erträge die Lebensmittelpreise steigen würden. Auch würden die Importe zunehmen, die in Bezug auf Ökologie und Tierwohl nicht mit den hiesigen Standards vereinbar wären. Zuletzt sind mit dem «agrarpolitischen Experiment» auch die Bauern, die von Direktzahlungen abhängig sind, existenziell bedroht. «Betroffen sind eher kleinstrukturierte Betriebe.»