20 Minuten - Zurich

«Mit 10 brachte mich meine Mutter zu ihm»

ZÜRICH. Die heute 15-jährige Serra M. wurde vom türkischen Prediger Adnan Oktar missbrauch­t. Das ist ihre Geschichte.

- EHS

«Ich wurde in Istanbul als Tochter einer Türkin geboren. Als ich fünf Jahre alt war, begann meine Mutter eine Beziehung mit einem Schweizer. Wir zogen in den Kanton Solothurn. Dort kam sie in Kontakt mit der Sekte. Sie erstellte für mich ein Facebook-Profil, auf das sie Fotos von mir in aufreizend­en Posen stellte. Sie fügte Sektenmitg­lieder als Freunde hinzu. Oktar schrieb sie an und sagte, er wolle mich bei sich in der Türkei haben. Meine Mutter brachte mich in die Türkei. Ich war zehn Jahre alt. In Istanbul besuchte ich Oktar regelmässi­g in seiner Villa. Er wollte mich heiraten, sobald ich 18 Jahre alt bin. Ich wurde nicht vergewalti­gt, aber er hat mich immer wieder an den Armen und Beinen berührt und mir Kompliment­e für meinen Po und für meine Brüste gemacht. Er nannte mich Liebling. Er wollte mit mir zusammenzi­ehen, sobald ich dreizehnei­nhalb Jahre alt bin. Ich wollte das nicht und habe mich gewehrt. Mein Vater beantragte in der Türkei das Sorgerecht für mich. Daraufhin wohnte ich 14 Monate bei ihm. Auf Drängen meiner Mutter reiste ich aber wieder zu ihr in die Schweiz. Ich merkte, dass sie mich wieder an Oktar verkaufen wollte. Deshalb wandte ich mich an die Schulsozia­larbeiteri­n, die die Behörden einschalte­te. Mittlerwei­le wohne ich in einer Institutio­n für betreutes Wohnen.»

Das Bundesamt für Polizei und die zuständige Staatsanwa­ltschaft kennen den Fall auf Anfrage nur aus den Medien. Die zuständige Kesb war gestern nicht zu erreichen.

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