20 Minuten - Zurich

Kostet ein Liter Benzin bald zwei Franken?

ZÜRICH. Politische Grosskämpf­e und der heisse Sommer sorgen für steigende Preise an den Zapfsäulen. Geht das jetzt so weiter?

- VALESKA BLANK

Tanken ist teuer. An der Zapfsäule kostet der Liter Bleifrei 95 an gewissen Orten knapp 1.80 Franken. Der Anstieg innerhalb eines Jahres ist enorm. Im vergangene­n Sommer kostete der Liter noch unter 1.50 Franken. Politische Spannungen und der Hitzesomme­r lassen den Rohölpreis steigen. Experten schliessen einen Benzinprei­s von 2 Franken pro Liter nicht mehr aus.

Tanken tut derzeit weh. Vor einem Jahr kostete ein Liter Bleifrei 95 im Mittel unter 1.50 Franken. Der höchste Preis in der Schweiz, den die Migrol gestern verlangte, lag bei 1.72 Franken. An einer Tankstelle beim Sihlcity in Zürich zeigte die Anzeigetaf­el gar 1.79 Franken an.

Warum ist der Preis so hoch? Der wichtigste Faktor, der den Preis an den Zapfsäulen beinflusst, ist der Rohölmarkt. Dort geht es turbulent zu und her. Zuletzt bewegte sich der Ölpreis zwischen 70 und 80 Dollar – laut der Zürcher Kantonalba­nk wird sich der Preis in den nächsten Monaten eher ans obere Ende dieser Spanne bewegen. «Unser Dreimonats­ziel sind 80 Dollar», sagt Rohstoffex­perte Elias Hafner. Was heisst das jetzt für den Benzinprei­s in der Schweiz? Es gibt viele geopolitis­che Risiken. Wenn die Situation eskaliert, könnte der Rohölpreis weiter steigen, so Rohstoffex­perte Norbert Rücker von Julius Bär. 1.80 Franken pro Liter Benzin an Schweizer Tankstelle­n seien denkbar. Vor der Finanzkris­e 2008 kostete ein Liter zeitweise über 2 Franken. Wird sich das wiederhole­n? «Ausschlies­sen kann man nie etwas», sagt Migrol-Chef Daniel Hofer. Tendenziel­l glaube er an eine Preisversc­hiebung nach oben. Den Grund sieht er in der wachsenden globalen Nachfrage nach Treibstoff. Was ist der grösste Angsttreib­er am Ölmarkt?

Die USA drängen darauf, den Import von Öl aus dem Iran weltweit zu stoppen. «Wenn es die USA schaffen, den Iran vom Markt abzuschnei­den, käme es zu einer merklichen Verknappun­g des Angebots», sagt Rohstoffex­perte Rücker. Welchen Einfluss hat der Hitzesomme­r 2018?

Etwa die Hälfte der Treibstoff­e für den Strassenve­rkehr werden per Schiff über den Rhein in die Schweiz importiert. Dieser hat wegen der fehlenden Niederschl­äge weniger Wasser als sonst, die Schiffe können weniger laden. Darum sind die Frachtkost­en in die Höhe geschnellt: von durchschni­ttlich 20 Franken pro Tonne auf 74 Franken. Das dürfte im Vergleich zur ersten Jahreshälf­te an der Zapfsäule für eine Preissteig­erung im mittleren einstellig­en Rappenbere­ich sorgen, so die Erdöl-Vereinigun­g.

 ?? ISTOCK ?? Die Benzinprei­se sind im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen.
ISTOCK Die Benzinprei­se sind im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland