Kostet ein Liter Benzin bald zwei Franken?
ZÜRICH. Politische Grosskämpfe und der heisse Sommer sorgen für steigende Preise an den Zapfsäulen. Geht das jetzt so weiter?
Tanken ist teuer. An der Zapfsäule kostet der Liter Bleifrei 95 an gewissen Orten knapp 1.80 Franken. Der Anstieg innerhalb eines Jahres ist enorm. Im vergangenen Sommer kostete der Liter noch unter 1.50 Franken. Politische Spannungen und der Hitzesommer lassen den Rohölpreis steigen. Experten schliessen einen Benzinpreis von 2 Franken pro Liter nicht mehr aus.
Tanken tut derzeit weh. Vor einem Jahr kostete ein Liter Bleifrei 95 im Mittel unter 1.50 Franken. Der höchste Preis in der Schweiz, den die Migrol gestern verlangte, lag bei 1.72 Franken. An einer Tankstelle beim Sihlcity in Zürich zeigte die Anzeigetafel gar 1.79 Franken an.
Warum ist der Preis so hoch? Der wichtigste Faktor, der den Preis an den Zapfsäulen beinflusst, ist der Rohölmarkt. Dort geht es turbulent zu und her. Zuletzt bewegte sich der Ölpreis zwischen 70 und 80 Dollar – laut der Zürcher Kantonalbank wird sich der Preis in den nächsten Monaten eher ans obere Ende dieser Spanne bewegen. «Unser Dreimonatsziel sind 80 Dollar», sagt Rohstoffexperte Elias Hafner. Was heisst das jetzt für den Benzinpreis in der Schweiz? Es gibt viele geopolitische Risiken. Wenn die Situation eskaliert, könnte der Rohölpreis weiter steigen, so Rohstoffexperte Norbert Rücker von Julius Bär. 1.80 Franken pro Liter Benzin an Schweizer Tankstellen seien denkbar. Vor der Finanzkrise 2008 kostete ein Liter zeitweise über 2 Franken. Wird sich das wiederholen? «Ausschliessen kann man nie etwas», sagt Migrol-Chef Daniel Hofer. Tendenziell glaube er an eine Preisverschiebung nach oben. Den Grund sieht er in der wachsenden globalen Nachfrage nach Treibstoff. Was ist der grösste Angsttreiber am Ölmarkt?
Die USA drängen darauf, den Import von Öl aus dem Iran weltweit zu stoppen. «Wenn es die USA schaffen, den Iran vom Markt abzuschneiden, käme es zu einer merklichen Verknappung des Angebots», sagt Rohstoffexperte Rücker. Welchen Einfluss hat der Hitzesommer 2018?
Etwa die Hälfte der Treibstoffe für den Strassenverkehr werden per Schiff über den Rhein in die Schweiz importiert. Dieser hat wegen der fehlenden Niederschläge weniger Wasser als sonst, die Schiffe können weniger laden. Darum sind die Frachtkosten in die Höhe geschnellt: von durchschnittlich 20 Franken pro Tonne auf 74 Franken. Das dürfte im Vergleich zur ersten Jahreshälfte an der Zapfsäule für eine Preissteigerung im mittleren einstelligen Rappenbereich sorgen, so die Erdöl-Vereinigung.