Saufende Prinzessin statt «Simpsons»
LONDON. Kult-Produzent Matt Groening wirbelt in «Disenchantment» die Serienlandschaft mit einer saufenden Prinzessin auf.
Im Herbst starten «Die Simpsons» in die sage und schreibe 30. Staffel. Der KultCartoon ist längst zum Selbstläufer geworden, weshalb sich sein Schöpfer Matt Groening nun an ein neues Abenteuer wagt. «Disenchantment» ist ab heute auf Netflix, setzt auf ein FantasySetting und eine Frau im Zentrum – genauer auf eine Bier trinkende Prinzessin, die auf ihre Royal Wedding pfeift und ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt.
Mit «The Simpsons» hat Matt Groening (64) vor rund 30 Jahren einen Kult geschaffen. 1999 folgte «Futurama». Und jetzt wagt sich der Cartoon-Papst an frischen Stoff. Wir stellen seine neue Serie «Disenchantment» vor.
Die Story: Prinzessin Bean soll in Dreamland mit einem Schönling verheiratet werden, schafft sich aber einen Weg aus dem goldenen Käfig. Im Vorfeld war die Rede von «Game of Thrones» meets «The Simpsons». Im Sound der rebellischen Prinzessin und dem unverkennbaren Animationsstil erkennt man beides wieder. Doch am Ende ist «Disenchantment» vor allem Comingof-Age-Story meets Fantasy und Feminismus.
Die Zeitgeist-Themen: Das bröckelnde Patriarchat, die saufende Prinzessin, die als Antiheldin trotzdem alles im Griff hat, ein verzauberter Elf, der aus seinem Land flüchten muss, und das satanische Schattenkätzchen, das Böses gut erscheinen lässt. «Disenchantement» ist voll wertvoller Zeitgeistbezüge, und Matt Groening packt Unterhaltung.
Der Femi-Faktor: Eine Animationsserie um einen weiblichen Lead zu bauen, mag eine Marketing-Entscheidung sein, die Umsetzung ist aber auch 2018 eine Seltenheit und allein deshalb wichtig. Prinzessin Bean ist weder klassische Heldin noch Überfrau, sondern ein strauchelnder Teenie, der in einer chaotischen Welt versucht, zu sich selbst zu finden.
Die Zukunft: Die Serie wird keinen zweiten «Simpsons»Kult auslösen, aber das konnte nie das Ziel sein. Im besten Fall nistet sich Groenings neue Satirewelt in den Herzen einer erweiterten Zielgruppe ein. Im schlechtesten schafft sie ein paar Staffeln gute Unterhaltung für die alte.
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