«Mütter denken, Badmeister sei für Kinder verantwortlich»
ZÜRICH. Laut Badmeistern kleben Eltern in der Badi zu oft am Smartphone – und bringen so ihre Kleinen in tödliche Gefahr.
In Deutschland sind dieses Jahr bereits 20 Kinder unter 15 Jahren ertrunken. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft schlägt Alarm: Immer häufiger würden Eltern ihre Kinder aus den Augen verlieren, weil sie vom Smartphone abgelenkt seien. Diese Erfahrung macht auch Michel Kunz, Präsident des Schweizerischen Badmeister-Verbands (SBV). «Es gibt Mütter und Väter, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie lieber mit ihrem Handy beschäftigt sind anstatt mit ihrem Kind.» Viele Eltern wollten die Verantwortung abschieben: «Mütter haben das Gefühl, der Badmeister sei verantwortlich.»
In der Schweiz sind laut Zahlen der Beratungsstelle für Unfallverhütung zwischen 2008 und 2017 zehn Kinder bis neun Jahre beim Baden tödlich verunfallt. Durch den Besucheransturm wegen der Hitze habe sich die Situation dieses Jahr verschärft. In der Praxis komme es immer wieder zu kritischen Situationen, sagt Kunz. «Ich musste schon ein ertrinkendes 4-jähriges Kind aus dem Schwimmerbereich rausziehen, die Mutter war mit dem Handy beschäftigt und bemerkte die Gefahr nicht. Die Mutter reagierte nicht einsichtig, sondern genervt.» Passiere ein Unfall, sei dies nicht nur für die Familie, sondern auch für die Badmeister traumatisch. Kunz: «Wenn ein Kind stirbt, ist die moralische Belastung des Badmeisters enorm. Auch wenn er alles richtig gemacht hat.»