20 Minuten - Zurich

«Mütter denken, Badmeister sei für Kinder verantwort­lich»

ZÜRICH. Laut Badmeister­n kleben Eltern in der Badi zu oft am Smartphone – und bringen so ihre Kleinen in tödliche Gefahr.

- ANIELLE PETERHANS

In Deutschlan­d sind dieses Jahr bereits 20 Kinder unter 15 Jahren ertrunken. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft schlägt Alarm: Immer häufiger würden Eltern ihre Kinder aus den Augen verlieren, weil sie vom Smartphone abgelenkt seien. Diese Erfahrung macht auch Michel Kunz, Präsident des Schweizeri­schen Badmeister-Verbands (SBV). «Es gibt Mütter und Väter, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie lieber mit ihrem Handy beschäftig­t sind anstatt mit ihrem Kind.» Viele Eltern wollten die Verantwort­ung abschieben: «Mütter haben das Gefühl, der Badmeister sei verantwort­lich.»

In der Schweiz sind laut Zahlen der Beratungss­telle für Unfallverh­ütung zwischen 2008 und 2017 zehn Kinder bis neun Jahre beim Baden tödlich verunfallt. Durch den Besucheran­sturm wegen der Hitze habe sich die Situation dieses Jahr verschärft. In der Praxis komme es immer wieder zu kritischen Situatione­n, sagt Kunz. «Ich musste schon ein ertrinkend­es 4-jähriges Kind aus dem Schwimmerb­ereich rausziehen, die Mutter war mit dem Handy beschäftig­t und bemerkte die Gefahr nicht. Die Mutter reagierte nicht einsichtig, sondern genervt.» Passiere ein Unfall, sei dies nicht nur für die Familie, sondern auch für die Badmeister traumatisc­h. Kunz: «Wenn ein Kind stirbt, ist die moralische Belastung des Badmeister­s enorm. Auch wenn er alles richtig gemacht hat.»

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ISTOCK Kinder müssen an Gewässern immer beaufsicht­igt werden.

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