«Der Job als Babysitter ist für Pädophile wie ein Lotto-Sechser»
ST. GALLEN. Kita-Betreuer M. N. soll Kinderpornografie verbreitet haben. Er ist in Haft. Ein Experte erklärt den Fall.
Der 32-jährige M. N.*, damals Mitarbeiter einer Filiale der St. Galler FiorinoKinderkrippen, wurde Anfang Juli verhaftet und sitzt wegen des Verdachts, kinderpornografisches Material verbreitet zu haben, in U-Haft. Gemäss Recherchen von 20 Minuten bot er auf Online-Plattformen seine Dienste als Babysitter an. Bekannte beschreiben ihn als extrovertierten, gut vernetzten Typen. N. ist künstlerisch tätig und hatte offenbar auch Beziehungen zu gleichaltrigen Frauen. Laut bisherigem Ermittlungsstand gibt es keine Hinweise auf ein fehlbares Verhalten gegenüber Kindern am Arbeitsplatz.
Wie der forensische Psychiater Thomas Knecht sagt, verübt der grösste Teil der Konsumenten von kinderpornografischem Material keine Übergriffe auf Kinder. «In der Kombination wie im vorliegenden Fall, wo der Verhaftete mit Kindern zusammenarbeitet, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es zu Übergriffen kommen könnte», sagt Knecht. «Der Job als Babysitter ist für jemanden mit pädophilen Neigungen wie ein Lotto-Sechser. So kann man mit seiner Neigung sogar noch Geld verdienen.» N. hatte sich früher medial darüber beschwert, dass Männer, die mit kleinen Kindern arbeiteten, unter Generalverdacht stünden. Den Experten lässt das aufhorchen: Die meisten Konsumenten wollten eigentlich so unsichtbar wie möglich sein und sich nicht profilieren. «Doch Kriminalität ist fast immer mit Täuschung verbunden. Etwa bei einem Mörder, der den Tatort manipuliert. Täuschung und Manipulation gibt es auch bei Sexualdelinquenten, in einer so aktiven Form ist es aber sehr ungewöhnlich.»
*Name der Redaktion bekannt