Er ist Herrscher über 40 000 edle Tropfen
OPFIKON. Davide Dellago (30) ist der beste JungSommelier der Schweiz. Im Interview verrät er, wie er mit schwierigen Gästen umgeht und wie viel Show zu seinem Job gehört.
Davide Dellago, Sie sind Gewinner der Gaggenau Sommelier Awards. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Zwei Monate
lang
habe
ich täglich bis zu acht Weine blind verkostet. Normalerweise trainiert man mit klassischen Weinsorten, die man auch erkennen und einordnen kann. Keine leichte Aufgabe. Immerhin gibt es Millionen Weine auf der Welt.
Das ist genau das Schöne am Beruf des Sommeliers. Die Materie kennt quasi kein Ende. Was denken Sie, warum Sie gewonnen haben?
Ich habe mich so gegeben, wie ich es auch im Restaurant bei meinen Gästen am Tisch tue. Nämlich entspannt und mit Freude am Beruf.
Wie wichtig ist die Show Sommelier?
Wichtiger ist es, den Gast gut zu spüren und zu wissen, was er erwartet. Will er mit mir über Wein sprechen, oder soll ich einfach nur einschenken? Ich muss auf den Gast eingehen können und sehr schnell erkennen, was seine Bedürfnisse
als sind. Das erfordert hohes Mass an Empathie. Was tun Sie, wenn ein Gast einen Wein bestellt, den Sie persönlich gar nicht mögen? Wein ist immer Geschmackssache, und mein oberstes Ziel ist es, dass der Gast am Ende des Abends glücklich ist. Darum serviere ich jeden Wein, der bestellt wird.
Und wie reagieren Sie, wenn dem Gast Ihre Empfehlung nicht schmeckt?
ein
Dann tausche ich den Wein aus – keine Frage.
Immer?
Natürlich kann ich keinen Wein für 10 000 Franken austauschen, nur weil der Gast ihn nicht mag. Sollte der Wein jedoch technische Mängel aufweisen, so bringe ich eine neue Flasche.
Was halten Sie von Bier-, Wasser oder Salz-Sommerliers? Dass es Bier-Sommeliers gibt, ist eine tolle Sache, die Auswahl an Bier ist riesig. WasserSommelier zu sein, stelle ich mir hingegen ziemlich langweilig vor.