20 Minuten - Zurich

Italien will Flüchtling­e direkt nach Libyen zurückschi­cken

ROM. Ein italienisc­hes Schiff mit Migranten darf nirgends anlegen. Innenminis­ter Salvini droht mit Rückführun­g.

- SDA/KKO

Italien will Bootsmigra­nten direkt nach Libyen zurückschi­cken, wenn andere EU-Länder diese nicht aufnehmen wollen. Den Anfang will Rom mit 177 Migranten machen, die seit drei Tagen auf einem Schiff der italienisc­hen Küstenwach­e auf hoher See ausharren und keinen Aufnahmeha­fen finden. «Entweder entscheide­t sich Europa ernsthaft, Italien konkret zu helfen, angefangen zum Beispiel bei den 180 Einwandere­rn an Bord des Schiffes Diciotti, oder wir werden das tun, was das Geschäft der Schlepper für immer beendet», sagte Innenminis­ter Matteo Salvini gestern, und drohte: «Das heisst, die im Meer geretteten Flüchtling­e nach Libyen zurückschi­cken.»

Die Europäisch­e Union und die Vereinten Nationen weisen darauf hin, dass die Rückführun­g in ein Land, in dem Migranten Missbrauch und Folter drohten, internatio­nales Recht brechen würde. Dazu wird Libyen gezählt. Die Diciotti hatte am Donnerstag 190 Migranten von einem Boot in der Suchund Rettungszo­ne Maltas aufgenomme­n. Die Italiener brachten 13 Menschen, die dringend medizinisc­he Hilfe benötigten, auf die italienisc­he Insel Lampedusa. Die anderen sollte die Diciotti nach Malta bringen. Dort sagten die Behörden, die Migranten hätten jede Hilfe verweigert, sie wollten zurück nach Lampedusa. Italien und Malta streiten darüber, wer für die im Mittelmeer geretteten Migranten verantwort­lich ist.

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AP Das Küstenwach­schiff Diciotti.

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