«Hijab»-Gym-Werbung spaltet die Gemüter
ZÜRICH. «Sei stärker» und «trainiere ohne Hijab» steht auf einem Plakat beim HB, das für ein Fitnessstudio wirbt.
Empört zeigt sich ein Leser Reporter über die Werbung beim Gleis 12 am Zürcher HB. «Das ist eine absolute Zumutung – das hat nichts mit Integration zu tun.» Ein Fitnessstudio wirbt mit einer verschleierten Frau für getrennte Trainings: «Sei stärker» und «trainiere ohne Hijab» steht auf dem Plakat.
Beim Fitnessstudio 4UFitness im Kreis 5 versteht man die Aufregung nicht. «Wir wollten nicht nur muslimischen Frauen, sondern der gesamten weiblichen Kundschaft die Möglichkeit geben, in einem geschützten Raum ohne Männer zu trainieren», so eine Mitarbeiterin. Für sie stellt dieses Angebot keinen Widerspruch zur Integration dar. «Die Frauen, die sich für diese Religion entschieden haben, sollen doch auch die Chance erhalten, einem Hobby nachzugehen.» In der heutigen Zeit sei aber gegenseitige Toleranz und Akzeptanz anscheinend Mangelware.
Die Integrationsexperten Thomas Kessler und Riza De- maj haben unterschiedliche Meinungen zur Werbeaktion. Kessler sieht keinen Grund zur Aufregung: «Ich frage mich einfach nur, warum man diese Werbung am HB macht – religiöse Minderheiten bleiben meist unter sich.» Für ihn steckt ein kommerzieller Gedanke dahinter: «Man erreicht Aufmerksamkeit und provoziert.» Demaj sieht es kritischer: «Wenn wir solche Angebote fördern, motivieren wir die Frauen dazu, sich zu verschleiern.» Es gebe jetzt schon Tendenzen, dass weniger muslimische Mädchen ins Turnen gehen. «Wohin führt denn das? Integration ist nicht nur Sprache, sondern auch Werte und gesellschaftliche Regeln», so Demaj. Die Aktion würde Desintegration fördern – und sei auch für die Gleichberechtigung nicht hilfreich.