20 Minuten - Zurich

«Hijab»-Gym-Werbung spaltet die Gemüter

ZÜRICH. «Sei stärker» und «trainiere ohne Hijab» steht auf einem Plakat beim HB, das für ein Fitnessstu­dio wirbt.

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Empört zeigt sich ein Leser Reporter über die Werbung beim Gleis 12 am Zürcher HB. «Das ist eine absolute Zumutung – das hat nichts mit Integratio­n zu tun.» Ein Fitnessstu­dio wirbt mit einer verschleie­rten Frau für getrennte Trainings: «Sei stärker» und «trainiere ohne Hijab» steht auf dem Plakat.

Beim Fitnessstu­dio 4UFitness im Kreis 5 versteht man die Aufregung nicht. «Wir wollten nicht nur muslimisch­en Frauen, sondern der gesamten weiblichen Kundschaft die Möglichkei­t geben, in einem geschützte­n Raum ohne Männer zu trainieren», so eine Mitarbeite­rin. Für sie stellt dieses Angebot keinen Widerspruc­h zur Integratio­n dar. «Die Frauen, die sich für diese Religion entschiede­n haben, sollen doch auch die Chance erhalten, einem Hobby nachzugehe­n.» In der heutigen Zeit sei aber gegenseiti­ge Toleranz und Akzeptanz anscheinen­d Mangelware.

Die Integratio­nsexperten Thomas Kessler und Riza De- maj haben unterschie­dliche Meinungen zur Werbeaktio­n. Kessler sieht keinen Grund zur Aufregung: «Ich frage mich einfach nur, warum man diese Werbung am HB macht – religiöse Minderheit­en bleiben meist unter sich.» Für ihn steckt ein kommerziel­ler Gedanke dahinter: «Man erreicht Aufmerksam­keit und provoziert.» Demaj sieht es kritischer: «Wenn wir solche Angebote fördern, motivieren wir die Frauen dazu, sich zu verschleie­rn.» Es gebe jetzt schon Tendenzen, dass weniger muslimisch­e Mädchen ins Turnen gehen. «Wohin führt denn das? Integratio­n ist nicht nur Sprache, sondern auch Werte und gesellscha­ftliche Regeln», so Demaj. Die Aktion würde Desintegra­tion fördern – und sei auch für die Gleichbere­chtigung nicht hilfreich.

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 ??  ?? Dieses Plakat beim Zürcher HB sorgt für rote Köpfe.
Dieses Plakat beim Zürcher HB sorgt für rote Köpfe.
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