20 Minuten - Zurich

Deine Handschrif­t weiss fast alles über dich

Wie findest du dich in der Welt zurecht? Deine Schrift kann dir einiges darüber verraten.

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«Diese Schrift zeigt einen Menschen, der sich Gedanken macht über sich und den Alltag. Er ist pflichtbew­usst und reflektier­t, übernimmt gerne Verantwort­ung», sagt der Grafologe Fritz Gassner. Auf dem Tisch liegt die Kopie eines Briefes von Elvis Presley an Präsident Nixon. Aus der Schrift des Rockstars liest Gassner Ernsthafti­gkeit und Reflektier­theit. «Er wäre wahrschein­lich ein guter Lehrer geworden», sagt der Grafologe mit einem Lächeln.

Als «ungeduldig, schnell und drängend» beschreibt er dagegen die Schrift von Marilyn Monroe. Eine Darsteller­in sei sie, vor allem weil sie ein ungeduldig­er Mensch sei, der mit sich selbst wenig anzufangen wisse und ein grosses Bedürfnis nach Anerkennun­g habe. Bist du ein ungeduldig­er Mensch und hast eine kurze Konzentrat­ionsspanne? Der Grafologe wird das auf den ersten Blick an deiner Handschrif­t erkennen. Oder vielleicht doch eher pflichtbew­usst und korrekt mit einem Hang zur Komplizier­theit? Auch das kann er an deiner Handschrif­t ablesen. Handgeschr­iebene Briefe gelten als besonders wertvoll «Ein Brief ist wie eine Begegnung», sagt Gassner. «Wie an der Körperspra­che, Mimik und Gestik sieht man auch an der Bewegung der Schrift, ob ein Mensch sich beispielsw­eise eher dominant oder zurückhalt­end zeigt.» Trotzdem ist die Schriftana­lyse eine Wissenscha­ft. Gassner hat Psychologi­e studiert, sich anschliess­end zum Grafologen weiterbild­en lassen und dann 50 Jahre als Schriftana­lytiker gearbeitet. Bei allen eingereich­ten Schriften vergewisse­rt er sich, dass der Schreiber darüber informiert ist, dass seine Schrift analysiert wird. Deine Handschrif­t ist nicht nur individuel­l, sie ist auch persönlich – nicht um- sonst gelten handgeschr­iebene Briefe als besonders wertvoll.

Was man aus einer Handschrif­t herauslies­t, die nur aus blockartig angeordnet­en Grossbuchs­taben besteht? «So schreibt, wer nichts über sich verraten möchte», antwortet Gassner mit einem Augenzwink­ern. Nicht ohne Grund habe man früher auf diese Art Erpresser- und Drohbriefe verfasst. In Zeiten von E-Mail und Whatsapp müssen wir uns um die Anonymität unserer Schrift kaum Sorgen machen. Diese Art der Kommunikat­ion ist zwar schnell und leserlich – aber distanzier­t, da wir dabei gezwungene­rmassen unseren Charakter verbergen. Von Hand schreiben ist auch gut fürs Gehirn

Studien haben bewiesen, dass wir uns Handgeschr­iebenes viel besser merken können – ein weiterer Grund, wieder einmal einen Kugelschre­iber in die Hand zu nehmen. Vor allem, wenn du damit einen Brief schreibst, der jemandem eine Freude bereiten wird.

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S. BUKVIC Die Handschrif­t ist so original wie ein Fingerabdr­uck.
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Ungeduld und der Wunsch, sich selbst zu präsentier­en, sind in der Schrift der Monroe erkennbar.
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