Wer mit Bagatellen in den Spital-Notfall geht, soll zahlen
BERN. Mit harmlosen Halsschmerzen in den Notfall? Diese Patienten sollen eine Gebühr zahlen, fordern Krankenkassen.
Die Zahl der ambulanten Besuche im Spital steigt stärker als die der Arztbesuche. Seit 2013 haben Schweizer Spitäler fast ein Viertel mehr Konsultationen verzeichnet, wie Verena Nold, Direktorin vom Krankenkassenverband Santésuisse, sagt. Das sei teuer. Ein Besuch beim Hausarzt wäre günstiger und genüge bei Bagatellen. Die SantésuisseChefin ist deswegen für die Einführung einer Notfallgebühr: Wer mit harmlosen Krankheiten oder Unfällen komme, solle 50 Franken aus der eigenen Tasche bezahlen, fordert sie (siehe Interview unten).
Eine parlamentarische Initiative von Nationalrat Thomas Weibel (GLP, Zürich) zielt in die gleiche Richtung: Es solle für Patienten «finanziell weniger interessant sein», Ba gatellen im Notfall behandeln zu lassen. Der Bundesrat lehnt dies ab. Seine Begründung: «Es dürfte viele Fälle geben, bei denen medizinisch umstritten ist, ob es angemessen war, eine Notfallstation aufzusuchen», heisst es in seiner Stellungnahme.
Laut Bundesrat hat die Zahl der ambulanten Spitalbesuche zudem hauptsächlich zugenommen, weil viele Behandlungen nicht mehr stationär gemacht werden. Nur ein kleiner Teil gehe auf zusätzliche Notfallaufnahmen zurück. Nun hängt die Initiative am Ständerat: Befürwortet er sie, kann die Kommission einen Entwurf für eine Gesetzesrevision für eine Notfallgebühr ausarbeiten.
Der Spitalverband H+ lehnt die Einführung ab. «Das wäre nicht praktikabel», sagt Direktionsmitglied Conrad Engler. «Wer soll entscheiden, was eine Bagatelle ist? Manchmal stellt sich das ja auch erst im Lauf einer Behandlung heraus.»