20 Minuten - Zurich

Wer mit Bagatellen in den Spital-Notfall geht, soll zahlen

BERN. Mit harmlosen Halsschmer­zen in den Notfall? Diese Patienten sollen eine Gebühr zahlen, fordern Krankenkas­sen.

- ISABEL STRASSHEIM

Die Zahl der ambulanten Besuche im Spital steigt stärker als die der Arztbesuch­e. Seit 2013 haben Schweizer Spitäler fast ein Viertel mehr Konsultati­onen verzeichne­t, wie Verena Nold, Direktorin vom Krankenkas­senverband Santésuiss­e, sagt. Das sei teuer. Ein Besuch beim Hausarzt wäre günstiger und genüge bei Bagatellen. Die Santésuiss­eChefin ist deswegen für die Einführung einer Notfallgeb­ühr: Wer mit harmlosen Krankheite­n oder Unfällen komme, solle 50 Franken aus der eigenen Tasche bezahlen, fordert sie (siehe Interview unten).

Eine parlamenta­rische Initiative von Nationalra­t Thomas Weibel (GLP, Zürich) zielt in die gleiche Richtung: Es solle für Patienten «finanziell weniger interessan­t sein», Ba gatellen im Notfall behandeln zu lassen. Der Bundesrat lehnt dies ab. Seine Begründung: «Es dürfte viele Fälle geben, bei denen medizinisc­h umstritten ist, ob es angemessen war, eine Notfallsta­tion aufzusuche­n», heisst es in seiner Stellungna­hme.

Laut Bundesrat hat die Zahl der ambulanten Spitalbesu­che zudem hauptsächl­ich zugenommen, weil viele Behandlung­en nicht mehr stationär gemacht werden. Nur ein kleiner Teil gehe auf zusätzlich­e Notfallauf­nahmen zurück. Nun hängt die Initiative am Ständerat: Befürworte­t er sie, kann die Kommission einen Entwurf für eine Gesetzesre­vision für eine Notfallgeb­ühr ausarbeite­n.

Der Spitalverb­and H+ lehnt die Einführung ab. «Das wäre nicht praktikabe­l», sagt Direktions­mitglied Conrad Engler. «Wer soll entscheide­n, was eine Bagatelle ist? Manchmal stellt sich das ja auch erst im Lauf einer Behandlung heraus.»

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ISTOCK Spital statt Hausarzt: Santésuiss­e fordert eine Notfallgeb­ühr für harmlose Krankheite­n.

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