20 Minuten - Zurich

Kleiderfab­rikanten von H&M bezahlen Hungerlöhn­e

ZÜRICH. Kritik für H&M: In Fabriken von Lieferante­n werden Löhne unter der Armutsgren­ze bezahlt – obwohl das Unternehme­n Besserung gelobt hat.

- RAPHAEL KNECHT

Zulieferer des Kleiderkon­zerns H&M zahlen Löhne, die teils weit unter dem Existenzmi­nimum liegen. Das zeigt eine Untersuchu­ng von Clean Clothes Campaign (CCC) und Public Eye. Besonders in Bulgarien seien die Missstände gross: Selbst in einer 80-Stunden-Woche kommen die Angestellt­en nur auf 295 Franken im Monat – die Armutsgren­ze in Bulgarien liegt für eine Familie mit zwei Kindern bei 427 Franken.

Public Eye kritisiert, dass sich H&M in einem Strategiep­apier vor fünf Jahren selbst zur Verbesseru­ng der Situation verpflicht­et hatte: «Die Untersu- chung zeigt viele nicht eingelöste Verspreche­n trotz konkreter Zusicherun­gen», sagt Public-Eye-Sprecher Oliver Classen zu 20 Minuten.

Eine H&M-Sprecherin sagt zu 20 Minuten, der Konzern respektier­e die Meinung der CCC, teile aber nicht deren Ansicht über die Textilindu­strie. Es gebe kein allgemein vereinbart­es Niveau für existenzsi­chernde Löhne. Grundlage für CCC ist die Armutsgren­ze der EU. Die 427 Franken für einen Alleinverd­iener eines vierköpfig­en Haushalts, die CCC als existenzsi­chernd bezeichnet, entspricht laut David Dorn, Professor für internatio­nalen Handel an der Universitä­t Zürich, dem doppelten des bulgarisch­en Durchschni­ttslohns. H&M verteidigt sich weiter: Das Lohnniveau in anderen Ländern müsse in fairen Verhandlun­gen und nicht von westlichen Kleidermar­ken festgelegt werden. Laut Dorn können Konzerne aber längst nicht so tun, als würden sie die Arbeitsbed­ingungen nichts angehen: «Seit einigen Jahren gibt es die starke Erwartung vom Konsumente­n, dass die Textilfirm­en die Verantwort­ung nicht einfach auf die Zulieferer abschieben.»

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IMAGO H&M steht wegen schlechter Arbeitsbed­ingungen wieder in der Kritik.

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