20 Minuten - Zurich

Sind meine Billigklei­der wirklich ein Problem?

ZÜRICH. Konsumente­n fragen sich, ob man heute noch mit gutem Gewissen billige Kleider kaufen kann. Das sagen Experten.

- VANESSA SADECKY

Hier ein T-Shirt von Zara, da eine Mütze von H&M und dann noch ein Pulli von Vero Moda: Kleider, die schnell und günstig in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern produziert werden, kaufen wir wie nebenbei. Durch die Dominanz dieser sogenannte­n Fast Fashion hat sich der Absatz von Kleidung laut Greenpeace global von 2002 bis 2015 fast verdoppelt: von einer Billion Dollar auf 1,8 Billionen Dollar. 2025 sollen es 2,1 Billionen Dollar sein. Umwelt- und Menschenre­chtsorgani­sationen prangern aber die Produktion­sbedingung­en an.

Herbert Winistörfe­r, Experte für Corporate Responsibi­lity an der ZHAW, betont, dass günstige Mode im Sinn von existenzsi­chernden Löhnen für die Arbeitskrä­fte nie fair sei. «In vielen Ländern, in denen Fast Fashion produziert wird, ist die Bekleidung­sindustrie trotzdem ein wichtiger Wirtschaft­szweig. Sie hat Arbeitsplä­tze geschaf- fen», sagt er auf Anfrage. So seien etwa in Bangladesh über 80 Prozent der Gesamtexpo­rte Textilien. David Hachfeld vom Verein Public Eye betont, dass es auch bei teurer Mode Missstände gebe. Grundsätzl­ich verbreitet seien die niedrigen Löhne für die Näherinnen. «Mit den Löhnen kann man keine Familie ernähren und nur unter extrem ärmlichen Bedingunge­n leben.»

Der Textilexpe­rte empfiehlt, Kleider mit gesundem Menschenve­rstand zu kaufen. «Labels geben einem das Gefühl, ständig neue Kleider kaufen zu müssen.» Dieses Spiel solle man nicht mitmachen: «Das ist die grösste Waffe, die wir haben.» Letztlich seien aber die Firmen und die Politik dafür verantwort­lich, die Ausbeutung zu stoppen.

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Der Absatz von Kleidern hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt.

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