Observieren bald Amateure IV-Bezüger?
ZÜRICH. Hiesige Detektivschulen geniessen keinen guten Ruf. Der Verband empfiehlt eine deutsche Ausbildung. Die Sozialdetektiv-Gegner warnen.
Bevor klar ist, ob Sozialdetektive Versicherten nachspüren dürfen, hat der Bundesrat deren Zulassung geregelt. Sie müssen zwei Jahre Observationserfahrung haben. Doch in der Schweiz gibt es keine glaubwürdige Ausbildung. Selbst der Berufsverband empfiehlt einen Lehrgang in Deutschland. Die Gegner warnen vor inkompetenten Detektiven.
Mit dem neuen SozialdetektivGesetz erhielten Versicherungsspione weitreichende Kompetenzen. Der Bundesrat hat bereits geregelt, wer als Detektiv zugelassen würde: Er muss unter anderem eine Polizeioder gleichwertige Ausbildung vorweisen (siehe Box). Doch: In der Schweiz gibt es derzeit keine glaubwürdige Detektivschule.
Der Fachverband Schweizerischer Privatdetektive empfiehlt deshalb eine deutsche Ausbildungsstätte. Die Akademie für Privatdetektive GmbH etwa bietet auch Schiesskurse an und ist im rechten Milieu zu verorten. Zur Kritik wollte die Firma sich nicht äussern.
Für Juso-Präsidentin Tamara Funiciello ist die Ausbildungssituation in der Schweiz «fahrlässig». Es sei unerhört, dass durch dubiose Angebote Versicherungen inhaltlich inkompetente und politisch indoktrinierte Detektive auf die Bevölkerung losliessen. Die Schulung von Detektiven sei – wenn schon – Staatsaufgabe.
Das Bundesamt für Sozialversicherungen wehrt sich: «Prioritär ist, dass nur Personen die Bewilligung für Observationen im Auftrag von Sozialversicherungen erhalten, die die vorgesehene Fachkompetenz aufweisen», sagt Sprecherin Sabrina Gasser. Ob ein Lehrgang an einer Schweizer Schule wie der kritisierten Akademie akzeptiert würde, ist noch nicht klar. «Die einzelnen Ausbildungsstätten und Lehrgänge wurden noch nicht evaluiert.» Eine Ausbildung im Ausland sei nicht ausgeschlossen.