Hochhäuser sollen Zürich drei statt zwei Stunden beschatten dürfen
ZÜRICH. Neu sollen Hochhäuser länger Schatten spenden dürfen, damit mehr gebaut werden kann. Nicht alle finden das gut.
Ob beim Swissmill Tower oder bei den geplanten Hardturm-Hochhäusern: Die Diskussion über den Schattenwurf von Hochhäusern entflammt in Zürich immer wieder. Trotzdem braucht es wohl mehr Türme, um Zentren zu verdichten. «Das Bedürfnis nach Hochhauswohnungen ist in gewissen Kreisen durchaus vorhanden», sagt Wilhelm Natrup, Chef des kantonalen Amts für Raumentwicklung. Allerdings gilt laut dem kantonalen Baugesetz die Regel, dass ein Gebäude ein anderes nicht länger als zwei Stunden an zwei definierten Tagen beschatten darf. Das hat Auswirkungen auf die zulässigen Abstände von Gebäuden. «Die Regel verunmöglicht, Wohnhochhäuser nebeneinanderzustellen», sagt Natrup zur NZZ: «Wir sind nun daran, die 2-Stunden-Regel durch eine 3-Stunden-Regel zu ersetzen.» Der Vorschlag gehe bald in die Vernehmlassung. Wenn er durchkomme, würde man etwas mehr Verschattung in Kauf nehmen. Angesichts der Debatte über Sommerhitze in den Städten könne das auch erwünscht sein.
Bei einer Umfrage von 20 Minuten stehen viele Kantonsräte dieser Anpassung positiv gegenüber. Etwa der Grünliberale Thomas Wirth: «An gewissen Orten sind Hochhäuser durchaus sinnvoll, wenn man verdichtet bauen will.» In diesen Zonen müsse man deshalb wohl mit mehr Schatten leben: «Das könnte man etwa durch eine attraktivere Aussengestaltung kompensieren.» Markus Bischoff (AL) findet hingegen, dass eine längere Beschattung den Anwohnern noch mehr Lebensqualität nimmt. «Man sollte Rücksicht auf sie nehmen und nicht einfach Hochhäuser vor ihre Fenster bauen.»