Merkel kündigt ihren Rücktritt in Raten an
BERLIN. Angela Merkel gibt nach der laufenden Wahlperiode das Kanzleramt ab. Auch für den CDU-Vorsitz steht sie nicht mehr zur Verfügung.
Bei der nächsten Bundestagswahl, die regulär 2021 ansteht, wolle sie nicht wieder als Spitzenkandidatin antreten und auch nicht für den Bundestag kandidieren, sagte Merkel gestern vor der Presse. Sie strebe auch kein anderes politisches Amt mehr an.
Man könne nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sagte die 64-Jährige nach den heftigen Verlusten der Berliner Regierungsparteien bei den jüngsten Landtagswahlen.
«Ich habe mir immer gewünscht, meine staats- und parteipolitischen Ämter in Würde zu tragen und in Würde zu verlassen», sagte Merkel. Die Kanzlerin hatte in der Vergangenheit immer bekräftigt, dass Parteivorsitz und Kanzlerschaft in eine Hand gehörten. Nun weiche sie von ihrer bisherigen Überzeugung ab, sagte sie gestern. Weil klar sei, dass sie nicht wieder antrete, könne man dies für eine begrenzte Zeit tun.
Merkel ist seit 2000 CDUChefin und seit 2005 Kanzlerin. Bei der Landtagswahl am Sonntag in Hessen hatte die CDU Verluste in zweistelliger Höhe erlitten. Ähnlich war es der Schwesterpartei CSU in Bayern ergangen. «Die nackten Zahlen sind überaus enttäuschend. Sie sind bitter», sagte Merkel. Die CDU habe die Bürgerinnen und Bürger nicht ausreichend überzeugen können. Merkel: «Ich wünsche mir, den gestrigen Wahltag als Zäsur zu nehmen.» Darin sieht sie eine Chance.
Beim CDU-Bundesparteitag im Dezember in Hamburg steht turnusgemäss die Neuwahl des Bundesvorstands an. Es werden mehrere Nachfolgekandidaten gehandelt, darunter die 56-jährige CDUGeneralsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Merkels persönliche Favoritin gesehen wird.