Mutter will Töchter aus «Luxus-Sekte» befreien
ZÜRICH. «Pastor J» und seine You Church versprechen Reichtum durch Glauben. Eine Mutter will ihre beiden Töchter loseisen.
Eine Mutter aus der Region Zürich ist verzweifelt: Ihre Töchter (23 und 24) hätten sich seit Anfang Jahr stark verändert, erzählt sie. «Früher waren wir sehr eng verbunden. Nun habe ich sie an You Church verloren. Sie verbringen sehr viel Zeit in dieser Sekte», sagt sie. Ihre Töchter seien durch eine Bekannte angeworben worden und hätten erzählt, dass es bei der You Church zu Heilungen komme. Sie gehe davon aus, dass eine Tochter auch Geld bezahle. In einem Brief bedankt sich You Church für die finanziellen Geschenke und «deinen 10. Teil, den du so treu jeden Monat ins Königreich Gottes gibst».
Für die Fachstelle Infosekta ist die You Church eine «sektenhafte Gruppierung». Kopf des Vereins ist Ex-ICF-Mitglied Jella Wojacek alias «Pastor J»: «Angehörige berichteten von Familienmitgliedern, die den Kontakt zu ihnen abbrechen oder Wojacek hohe Geldsummen vermachten», schreibt Infosekta. Sie zählt die Gruppe zu den Wohlstandsevangelisten: Wer spendet, werde selber reich (siehe Box). Mehrere Ex-Mitglieder berichten gegenüber 20 Minuten, dass Luxus eine grosse Rolle spiele. «Ich kannte Marken wie Chanel vorher nicht», sagt etwa ein Ex-Mitglied. Gottesdienste ähneln Partys, auf Instagram inszenieren sich gut gekleidete Menschen mit teuren Autos.
Beide Töchter sagen, dass es ihnen seit dem Beitritt besser gehe. «Die You Church hat mich selbstbewusster und positiver gemacht», gibt die Ältere an. Sie seien beide alt genug, um zu entscheiden, was sie machen wollten. Die Probleme mit der Mutter hätten mit der You Church nichts zu tun: «Wir haben seit Jahrzehnten Familienprobleme.»
Die Charakterisierung als Sekte weist die You Church via Anwalt zurück. Man sei eine Freikirche. Die Mutter habe «kein Recht, die Glaubensbetätigung ihrer beiden mündigen Töchter zu kritisieren». Zu den Spenden sagt Sprecherin Andrea Wanieck: «Der Verein verfolgt ausschliesslich gemeinnützige oder karitative Zwecke.»