20 Minuten - Zurich

«Bereits 4-Jährige tragen ein Kopftuch»

BERN. Eine deutsche NGO will Kopftücher für Kinder verbieten. Die Idee stösst auch in der Schweiz auf Anklang.

- NOAH ZYGMONT

Mit einer Petition möchte Terre des Femmes Deutschlan­d die Verschleie­rung von Mädchen an Schulen und Kindergärt­en verbieten. Das Kopftuch sexualisie­re den kindlichen Körper als Lustobjekt und schliesse Mädchen von vielen Lebensbere­ichen aus, heisst es. Die Schweizer Sektion der NGO plant keine ähnliche Aktion.

Die Idee fände jedoch auch hierzuland­e Anklang. Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrit­tlichen Islam sagt: «Das Kopftuch markiert Mädchen bereits im Kindesalte­r als Musliminne­n und kann sie nachhaltig von der Gesellscha­ft ausschlies­sen.» Das müsse man verhindern, damit sie ein gesundes Verhältnis zum anderen Geschlecht leben könnten. «Schon im jungen Alter behandelt man die Kinder so, als wäre ihr Körper eine Sünde», so Keller-Messahli. Europaweit gebe es immer mehr Kinder, die bereits früh das Kopftuch verordnet bekämen. In Schweizer Moscheen würden Kinder sogar bereits ab vier Jahren ein Kopftuch tragen. «Es ist eine Form des Kindesmiss­brauchs.»

Qaasim Illi vom Islamische­n Zentralrat Schweiz lehnt die Petition ab. Die religiöse Erziehung von Kindern bis 16 Jahren sei in der Schweiz primär Sache der Eltern. So sehe es das Gesetz vor. «Es bringt nichts, wenn man sein Kind zum Kopftuchtr­agen zwingt. Das würde nur die Beziehung zur Tochter zerstören.» Illi findet, dass es in der Schweiz kein Verbot brauche: «Wir brauchen mehr Offenheit und gegenseiti­ge Toleranz.»

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland