«Bereits 4-Jährige tragen ein Kopftuch»
BERN. Eine deutsche NGO will Kopftücher für Kinder verbieten. Die Idee stösst auch in der Schweiz auf Anklang.
Mit einer Petition möchte Terre des Femmes Deutschland die Verschleierung von Mädchen an Schulen und Kindergärten verbieten. Das Kopftuch sexualisiere den kindlichen Körper als Lustobjekt und schliesse Mädchen von vielen Lebensbereichen aus, heisst es. Die Schweizer Sektion der NGO plant keine ähnliche Aktion.
Die Idee fände jedoch auch hierzulande Anklang. Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam sagt: «Das Kopftuch markiert Mädchen bereits im Kindesalter als Musliminnen und kann sie nachhaltig von der Gesellschaft ausschliessen.» Das müsse man verhindern, damit sie ein gesundes Verhältnis zum anderen Geschlecht leben könnten. «Schon im jungen Alter behandelt man die Kinder so, als wäre ihr Körper eine Sünde», so Keller-Messahli. Europaweit gebe es immer mehr Kinder, die bereits früh das Kopftuch verordnet bekämen. In Schweizer Moscheen würden Kinder sogar bereits ab vier Jahren ein Kopftuch tragen. «Es ist eine Form des Kindesmissbrauchs.»
Qaasim Illi vom Islamischen Zentralrat Schweiz lehnt die Petition ab. Die religiöse Erziehung von Kindern bis 16 Jahren sei in der Schweiz primär Sache der Eltern. So sehe es das Gesetz vor. «Es bringt nichts, wenn man sein Kind zum Kopftuchtragen zwingt. Das würde nur die Beziehung zur Tochter zerstören.» Illi findet, dass es in der Schweiz kein Verbot brauche: «Wir brauchen mehr Offenheit und gegenseitige Toleranz.»