Favre berauscht BVB wie einst Jürgen Klopp
Er konnte es einfach nicht lassen. Immer wieder dieses Grinsen. Lucien Favre genoss das 3:2 gegen die Bayern in vollen Zügen. Weltweit wurde der BVB für einen «magischen Moment» in der deutschen Meisterschaft gewürdigt. «Es war ein verrücktes Spiel – super Werbung für die Bundesliga», sagte Favre, warnte im gleichen Atemzug aber vor zu hohen Erwartungen. «Wir haben in der Defensive noch viel zu tun. Wir müssen noch viele Sachen korrigieren – auch in der Offensive.» Dass Favre selbst nach einem Triumph gegen den deutschen Rekordmeister nicht in Euphorie verfällt und auf die Bremse tritt, ist typisch. «Wir sind sehr zufrieden, aber vom Titel träumen wir jetzt nicht.» Tag für Tag bis ins Detail versessen und in ständiger Vorsicht – das ist Lucien Favre.
Er unterscheidet sich von seinen Vorgängern wie Peter Bosz, der in Dortmund keinen Zugang zum Team fand und verschlossen wirkte. Er ist trotz seines akribischen Schaffens nicht so steif und steril wie Peter Stöger. Er hat nicht diese Triebhaftigkeit wie Thomas Tuchel, und er ist erst recht kein Sprücheklopfer wie Jürgen Klopp, der den BVB 2011 und 2012 zum Gewinn der Meisterschaft führte. Seither dominierten die Bayern mit sechs Titeln. Eine Serie, die zu Ende gehen könnte. Sieben Punkte Vorsprung hat Dortmund nach einem Drittel der Meisterschaft, aber dieses Polster ist Favre zu wenig. Der 61-jährige Schweizer bleibt seiner Philosophie treu und bedient die beliebte Sportfloskel: «Wir nehmen Spiel für Spiel.»