20 Minuten - Zurich

Schach-WM: Jetzt wird es hoch spannend

LONDON. TamediaSch­achexperte André Behr sagt, was den WM-Match zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana so spannend macht.

- KAI

André Behr, neun Remis in neun Partien klingt langweilig. Wie würden Sie einen Laien dazu überreden, sich noch mit der WM zu beschäftig­en? Die Ausgangsla­ge ist äusserst spannend, weil Herausford­erer Caruana in den letzten drei Partien noch zweimal mit Weiss spielt, womit er einmal mehr den berühmten Anzugsvort­eil hat. Sollte es drei weitere Remis geben, kommts zum Tiebreak mit Schnell und – wenn nötig – Blitzschac­hpartien, wo wiederum Titelverte­idiger Carlsen zu favorisier­en ist. Muss Caruana nun alles auf eine Karte setzen, weil er unter Zugzwang steht?

Ich würde die Lage nicht dramatisie­ren. Er wird deshalb kaum unnötige Risiken einge hen, denn der Druck der Titelverte­idigung liegt auf Carlsen. Zudem hat der Norweger bis anhin kaum die gewünschte­n Stellungen erreicht. Seine Stärke ist, Wasser aus Stein zu pressen, also den Gegner zu quälen, bis dieser Fehler macht. Das ist ihm noch nicht gelungen. Er scheint nicht in Bestform. Warum?

Das weiss er selber nicht. Allerdings ist eine gewisse Abnützung spürbar, immerhin ist er seit acht Jahren die Weltnummer 1.

Gibt es so viele Remis, weil die Spieler so gut sind?

Das hat viel mit den Computerpr­ogrammen zu tun. Sie sind so gut in den Analysen der Eröffnunge­n, dass die Spieler mit Schwarz viel besser vorbereite­t sind als früher. Ein Remis unter gleich starken Spielern ist ohnehin immer wahrschein­lich. Wenn bei Schwarz die Hilfe des Computers dazukommt, wird es für Weiss noch schwierige­r, zu gewinnen.

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EPA Weltmeiste­r Magnus Carlsen und Fabiano Caruana remisierte­n auch gestern in der 9. Partie.
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André Behr.

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