Schach-WM: Jetzt wird es hoch spannend
LONDON. TamediaSchachexperte André Behr sagt, was den WM-Match zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana so spannend macht.
André Behr, neun Remis in neun Partien klingt langweilig. Wie würden Sie einen Laien dazu überreden, sich noch mit der WM zu beschäftigen? Die Ausgangslage ist äusserst spannend, weil Herausforderer Caruana in den letzten drei Partien noch zweimal mit Weiss spielt, womit er einmal mehr den berühmten Anzugsvorteil hat. Sollte es drei weitere Remis geben, kommts zum Tiebreak mit Schnell und – wenn nötig – Blitzschachpartien, wo wiederum Titelverteidiger Carlsen zu favorisieren ist. Muss Caruana nun alles auf eine Karte setzen, weil er unter Zugzwang steht?
Ich würde die Lage nicht dramatisieren. Er wird deshalb kaum unnötige Risiken einge hen, denn der Druck der Titelverteidigung liegt auf Carlsen. Zudem hat der Norweger bis anhin kaum die gewünschten Stellungen erreicht. Seine Stärke ist, Wasser aus Stein zu pressen, also den Gegner zu quälen, bis dieser Fehler macht. Das ist ihm noch nicht gelungen. Er scheint nicht in Bestform. Warum?
Das weiss er selber nicht. Allerdings ist eine gewisse Abnützung spürbar, immerhin ist er seit acht Jahren die Weltnummer 1.
Gibt es so viele Remis, weil die Spieler so gut sind?
Das hat viel mit den Computerprogrammen zu tun. Sie sind so gut in den Analysen der Eröffnungen, dass die Spieler mit Schwarz viel besser vorbereitet sind als früher. Ein Remis unter gleich starken Spielern ist ohnehin immer wahrscheinlich. Wenn bei Schwarz die Hilfe des Computers dazukommt, wird es für Weiss noch schwieriger, zu gewinnen.