«Ich bin froh, stehe ich wieder mal auf der glücklichen Seite»
LAKE LOUISE. Der Bündner wird im ersten Super-G der Saison Dritter und denkt in der Freude an den verstorbenen Gian Luca Barandun.
Er hätte ausgelassen jubeln können, die Stimme hätte sich überschlagen können. Mauro Caviezel, der einen Weg voller Hindernisse hinter sich hat, stand am Sonntag zum erst zweiten Mal im Weltcup auf dem Podest, als Dritter des Super-G von Lake Louise. Es war eine grosse Befreiung. Nur ist der 30-Jährige nicht einer, der deshalb in Jubelstürme und Superlative verfallen würde. Er war «froh, dass es aufgegangen ist, dass ich wieder einmal auf der glücklichen Seite stehe».
Viel mehr der Euphorie passt nicht zum Routinier, der in seiner Karriere nie das grosse Ganze aus den Augen verlor. So sagte er auch in Kanada: «Wenn es so wie am Samstag in der Abfahrt nicht läuft, kann ich das relativieren. Gerade nach einem tragischen Unfall wie dem von Gian Luca (Barandun).» Der junge Bünd- ner war Anfang Monat beim Gleitschirmfliegen tödlich verunglückt, und Caviezel sagt: «So etwas hält mich davon ab, mich über verlorene Hundertstel aufzuregen.»
Dafür konnte er sich am Sonntag über gewonnene Hundertstel freuen, nur Kjetil Jansrud und Vincent Kriechmayr waren schneller als er, der Leidgeplagte. Schienbein, Meniskus, Kreuzband, Schulter, Hand, alles war schon einmal kaputt beim Bronzegewinner der WM-Kombination von St. Moritz. Und nun also startet Caviezel mit seinem zweiten Podestplatz nach dem 3. Rang von Aspen 2017 in die Saison. «Schön, dass etwas zurückkommt», sagt er. Und die Teamkollegen und Trainer sind sich sicher: Kommt keine Verletzung dazwischen, wird das die Saison schlechthin für Mauro Caviezel.