Geschwister sehen nicht mehr wie IS-Reisende aus
WINTERTHUR. Zwei Geschwister reisten 2014 zur Terrormiliz IS. Dafür müssen sie sich vor dem Jugendgericht verantworten.
Kurzer Vollbart und Dutt, enge Jeans und offene Haare: Die beiden Geschwister sahen nicht mehr aus wie IS-Reisende, als sie gestern zur Verhandlung vor dem Jugendgericht Winterthur erschienen. Noch vor vier Jahren, als sie nach Syrien reisten, trat die Schwester in der Öffentlichkeit verhüllt auf. Die Staatsanwaltschaft wirft nun den beiden Jugendlichen vor, sich dort an einer kriminellen Organisation beteiligt zu haben. Der Bruder (20) soll in Syrien eine Koranschule besucht und die Logistik der Terrormiliz IS unterstützt haben. Die Schwester (19) habe kleine Kinder gehütet und den Haushalt besorgt. Zudem sollen die Geschwister in intensivem Kontakt mit IS-Sympathisanten gestanden sein. Ihre Eltern hätten indes alles versucht, Sohn und Tochter zurückzuholen.
Nach rund einem Jahr sind die Jugendlichen laut eigenen Angaben geflohen. Vor Gericht schwiegen die beiden grösstenteils zu den Vorwürfen. Der Bruder gab sich nicht ganz so wortkarg und liess sich hie und da zu einer Aussage hinreissen – zum Beispiel über die «weltweite Unterdrückung von Muslimen». Zur Frage, wie ihm seine Arbeit in Syrien gefallen habe, sagt er, er habe in einem Flüchtlingslager unter anderem Medikamente verteilt und dabei «eine Süsse verspürt», weil er terrorisierten Menschen habe helfen können. Die Staatsanwaltschaft fordert eine bedingte Freiheitsstrafe von elf und zwölf Monaten sowie Schutzmassnahmen. Die Anträge der Verteidiger sind nicht bekannt. Das Urteil soll Anfang 2019 mündlich verkündet werden.