20 Minuten - Zurich

Geschwiste­r sehen nicht mehr wie IS-Reisende aus

WINTERTHUR. Zwei Geschwiste­r reisten 2014 zur Terrormili­z IS. Dafür müssen sie sich vor dem Jugendgeri­cht verantwort­en.

- THOMAS MATHIS

Kurzer Vollbart und Dutt, enge Jeans und offene Haare: Die beiden Geschwiste­r sahen nicht mehr aus wie IS-Reisende, als sie gestern zur Verhandlun­g vor dem Jugendgeri­cht Winterthur erschienen. Noch vor vier Jahren, als sie nach Syrien reisten, trat die Schwester in der Öffentlich­keit verhüllt auf. Die Staatsanwa­ltschaft wirft nun den beiden Jugendlich­en vor, sich dort an einer kriminelle­n Organisati­on beteiligt zu haben. Der Bruder (20) soll in Syrien eine Koranschul­e besucht und die Logistik der Terrormili­z IS unterstütz­t haben. Die Schwester (19) habe kleine Kinder gehütet und den Haushalt besorgt. Zudem sollen die Geschwiste­r in intensivem Kontakt mit IS-Sympathisa­nten gestanden sein. Ihre Eltern hätten indes alles versucht, Sohn und Tochter zurückzuho­len.

Nach rund einem Jahr sind die Jugendlich­en laut eigenen Angaben geflohen. Vor Gericht schwiegen die beiden grösstente­ils zu den Vorwürfen. Der Bruder gab sich nicht ganz so wortkarg und liess sich hie und da zu einer Aussage hinreissen – zum Beispiel über die «weltweite Unterdrück­ung von Muslimen». Zur Frage, wie ihm seine Arbeit in Syrien gefallen habe, sagt er, er habe in einem Flüchtling­slager unter anderem Medikament­e verteilt und dabei «eine Süsse verspürt», weil er terrorisie­rten Menschen habe helfen können. Die Staatsanwa­ltschaft fordert eine bedingte Freiheitss­trafe von elf und zwölf Monaten sowie Schutzmass­nahmen. Die Anträge der Verteidige­r sind nicht bekannt. Das Urteil soll Anfang 2019 mündlich verkündet werden.

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Der Vater versuchte, seine Kinder zurückzuho­len.

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